gabung der Einwohner und speciell der Umstand, dass der lombardische Adel es verstanden hat, sein Vermögen trotz aller Stürme der Revolution zu erhalten. Bei dem venetianischen Adel ist das Gegentheil eingetreten. Der größte Theil seines Vermögens ist in den Stürmen der großen Revo- lution am Ende des verflossenen Jahrhunderts zu Grunde gegangen. Auch scheint es, dass sich jetzt der lombardische Adel industriellen Unter- nehmungen zuwendet. Unter allen Städten Italiens, welche eine große Vergangenheit hinter sich haben, ist Mailand die modernste Stadt mit ganz modernem fast französischem Zuschnitte, ihrer ganzen Bauanlage und Stadtentwicklung nach. Man glaubt sich nach Paris "versetzt, wenn man die neuangelegten Straßen Vittore Emanuele, Carlo Alberto oder die Galleria Vittore Ema- nuele betritt. Der Mittelpunkt des alten mittelalterlichen Mailand, die Piazza dei Mercanti mit dem Palazzo della Ragione und dem alten Palazzo della Citta ist gänzlich in den Hintergrund getreten; das Centrum der modernen Bauanlagen ist der Domplatz geworden. Auch in der Anlage seiner öffentlichen Gärten, seiner großen Hötels, den ausgedehnten Ver- kehrslinien im Innern der Stadt hat Mailand einen durchaus modernen Charakter. Die großen Bauten aus alter Zeit, aus dem Mittelalter und der Renaissance, blicken auf eine neue Generation, die allen modernen Insti- .tutionen zugänglich ist und die daher auch die Idee, eine italienische Ausstellung auf ihrem Gebiete zu beherbergen, mit patriotischer Begei- sterung in die Hand genommen hat. Es gedeihen in Mailand die Industrie und alle wissenschaftlichen Institute, die sich mit technischen Aufgaben beschäftigen. Für die Pflege der strengen Wissenschaften hat Mailand nie besondere Sympathien gehabt, so wenig wie Venedig. Mailand und Venedig sind niemals Universitäts- städte gewesen. Die Landesuniversität für das Mailändische Gebiet ist das vereinsamte Pavia; auch in der Pflege der Kunst folgt die Stadt ganz modernen Inspirationen. Die Mailänder Akademie der bildenden Künste, die Brcra, wendet sich im Ganzen und Grossen dcn Impulsen zu, welche von Paris ausgehen. Die Oper und die Musik sind den Mailändern an's Herz gewachsen, als modern denkende Menschen sind sie auch jetzt Enthusiasten für Beethoven und die deutsche Musik und Richard Wagner geworden. Thatkräftig und energisch, wie die Mailänder sind, können sie sich nachrühmen, in allen Fragen der Wohlthätigkeit und Krankenpflege keiner Stadt der Welt nachzustehen. Ein Beispiel erleuchteten Bürgersinnes hat der verstorbene Poldi-Pezzoli gegeben durch Gründung eines Museums, das jetzt geöffnet, für alle Kunstfreunde einen Anziehungspunkt bilden wird. Es hat sich auch Mailand nicht versagen können, seinen Berühmtheiten der alten und neuen Zeit Denk- mäler zu errichten; wenn auch das Lionardds und Cavoufs nicht beanspruchen können, als Kunstwerke ersten Ranges zu gelten, so sind sie doch auf zweckmässigem Platze aufgestellt. Für seine Todten hat Mai-