mögen nur Die zu schätzen, welche die ersten Jahre des Museums in jener unzulänglichen, provisorischen Stätte am Ballplatze mit uns erlebt haben. Heute steht das Oesterr. Museum in eigenen schönen Räumen, die sich breit und imponirend, an vornehmster Stätte, inmitten eines reichen Verkehres hinlagern. Heute - ich darf das wohl sagen - ist es eine Ans stalt, die durch ihren weiten Ruf festgegründet ist und der Freunde und Gönner viele und in allen Landen zählt. Vor I6, 17 Jahren war das anders. Es erging dem Museum, wie es jeder ldee ergeht, welche neu in das Leben gesetzt wird. Sie muss sich durch Widerspruch und Feindschaft hindurch die Anerkennung erringen. _ Damals, als die Idee des Museums zur Ausführung kam, einer An- stalt nämlich, bestimmt, die Kunstindustrie im Vaterlande zu fördern und zu heben, den Geschmack im Gewerbe wie im Publicum, bei Schaffenden und Consumirenden in gleicher Weise zu bessern und überall Sinn und Verständniss für das Schöne zu erwecken - damals gab es auf dem ganzen Continente kein Vorbild für eine solche Anstalt. England allerdings besaß bereits ein Institut dieser Art in seinem South-Kensington-Museum, das in voller Wirksamkeit stand; es hat ja auch die Anregung zu dem unserigen gegeben. Aber wie Wenige hatten es gesehen, und wie Wenige von Denen, die es gesehen, konnten sich Rechenschaft geben von seiner Thätigkeit oder waren sich klar geworden über die Ziele und Erfolge, Erfolge, die sich zu jener Zeit wohl gar noch bestreiten ließen! So konnte es kommen bei der völligen Neuheit der ldee und der Sache, so konnte es kommen und so kam es, dass, als unser Museum in's Leben trat, dasselbe bei Weitem mehr Anklang und Verständniss im intelligenten und gebildeten Publicum fand, als in dem Gewerbe selber, zu dessen Nutz und Frommen es ja doch gegründet war. Ja es begegnete nicht blos der Gleichgiltigkeit, sondern selbst entschiedenem Widerstreben. Und das hatte auch seine guten Gründe. Das Museum war beschlossen worden in der Voraussetzung des herr- sehenden schlechten Geschmackes und der Unzulänglichkeit der künstle- rischen Leistungen auf dem Gebiete der Industrie, und von dieser seiner eigenen Unzulänglichkeit war nun das Gewerbe selber keineswegs über- zeugt. Das Museum hatte also zur ersten Aufgabe, ihm diese Ueberzeugung beizubringen, dass dasjenige, was es schade, nicht gut sei, dass es anders und besser werden müsse. Gewiss eine höchst undankbare Aufgabe, denn wenn man auch endlich widerstrebend dem Gewichte der Gründe nachgibt, so lässt sich doch Niemand gern von der Schlechtigkeit seinerleigenen Leistungen überzeugen und ist selten dankbar gegen Denjenigen, der solche Aufgabe erfüllt. Indessen, es stand kein anderer Weg oEen, da nur aus der klaren Erkenntniss das Gute und Bessere kommen konnte. Das Museum predigte und lehrte, stellte in reichem Wechsel die schönsten Mustergegenstände, die besten und tadellosesten Werke alter