alle Augen entzückten. Die Zsolnay-Fayencen aus Flinfkirchen mit ihrem pastosen Email-Lustre überragten Alles, was in der Fayence-Decoration bisher geleistet worden ist. Freilich ist viel der reichen Vergoldung zuzu- schreiben, jedoch ist diese absolut am Platz, wo nicht alltägliche Gebrauchs- geschirre, sondern leuchtende Decorationsstiicke zu scharfen sind. Mit großer Feinheit ist die störende, gleißende Vergoldung durch einen ge-_ rauhten Fond verbessert. Diese Art nBrocatgoldu erinnert an Goldgewebe und harmonirt vorzüglich mit der persischen Teppichornamentik, die Herr Zsolnay mit großer Virtuosität anwendet. Wie wichtig alte Vorbilder der Weberei selbst für andere Industriegebiete sind, ist aus dieser so erfolg- reichen Uebertragung der Motive der Textilkunst auf die Fayence ersicht- lich. Das Museum in Frankfurt a. M. und viele Kunstliebhaber beeilten sich, die schönsten Stücke für ihre Sammlungen anzukaufen. Als Kaiser Wilhelm die Ausstellung besuchte, wählte er speciell aus diesem Genre zwei Vasen aus. Minder großartig, aber doch überraschend schön hatten Baka lowits" Witwe 8c Sohn in Glas ausgesellt. Der Fortschritt oder vielmehr die Eigenart dieses Hauses beruht in dem Bestreben, das Glas so leuchtend wie möglich zu machen und es nur hierdurch zu decoriren. Es waren zwar auch geätzte, geschliffene und farbig bemalte Gläser und Pocale etc. ausgestellt, jedoch überwog an Zahl wie an Schönheit die Collection solcher Gläser, die nur durch feine Profilirung und aufgelöthete Glas- perlen decorirt waren. Nicht das weiße, sondern das farbige Glas (gelb- liches und grünliches) wird für die leuchtenden Reflexe bevorzugt. Für die Decorationen der Wohnräume sind solche lichtverstreuende Schau- stlicke speciell an trüben Wintertagen von Werth. Das Licht concentrirt sich in einzelnen Punkten und schießt leuchtende Strahlen, so dass das fehlende Sonnenlicht einigermaßen ersetzt ist. Auch diese selbst für den mittleren Bürgerstand passenden und erschwinglichen Kunstwaaren, z. B. Römer, Wein- und Wasserflaschen, erzielten großen Absatz. Den Gegensatz zu den sehr gebrechlichen Glassachen boten Milde's Eisenerzeugnisse. Die Geschicklichkeit, die sonst nur den Edelmetallen sich zuwendet, hat gezeigt, was sich aus dem spröden Eisen machen lässt. Für Frankfurt und seine Umgebung, wo ja die Metalltechnik blüht, war diese großartige Ausstellung sehr lehrreich. Ich schließe diese kleine Schilderung, ohne die Bedeutung der anderen Aussteller, die ich nicht erwähne, unterschätzen zu wollen. Die Prämiirung hat ja gezeigt, wie hoch dieselben geschätzt wurden. Herr Hartberger war ein ebenso rühriger, wie geschickter und liebenswürdiger Vertreter der österreichischen Aussteller. Viele Geschäftsverbindungen sind angeknüpft, so dass das Kunstgewerbe Oesterreichs jetzt in Mittelwestdeutschland ein gutes Absatzgebiet sich erobert hat. Vor Allem aber war für die Bildung des Geschmacks wichtig, dass eine so reiche und gediegene Auswahl