Die gegenwärtigen Aufgaben der Verwnltimg des artistischen Bildungswesens. XXXIX Endlich besteht ein dringendes Bedürfniss nach einem A bend ze i ch enc urse, dessen Einrichtung und Unterrichtsmethode zum Vorbilde für den Unterricht im F reihandzeichnen aller Zeichenschnlen lind gewerblichen Abend- und Sonntags- schulen Österreichs zu dienen hätte. Eine mehrjährige Beobachtung der neueren Entwicklung des gewerblichen Fortbildungsschulvvesens Österreichs. insbesondere der pädagogischen Unsicherheit, welche an den meisten dieser Schulen herrscht, gebietet der Unterrichtsverwaltung, in Verbindung mit der Wiener Kunstgewerhcschule und den Staatsgewerbeschulen in den Provinzen einige Musteranstalten zu schaffen, deren Anregung und Beispiel massgebenxl" werden kann für das wichtigste Fach des gewerblichen Foltbildungsunteriichtes: das Zeichnen. "So lange ein Hauptcurs dieser Art, dessen Platz naturgeuiass in der Haupt- stadt, an der artistisch-gewerblichen Centralanstalt Österreichs ist, nicht besteht, so lange im einzelnen Falle von: Ministerium auf diess Vorbild nicht verwiesen werden kann, wird alle auf Ertheilung von Anordnungen und Weisungen aufgewendete Mühe der Unterrichtsbehörden zu keiner befriedigenden Gestaltung der gewerblichen Fortbildungsschulen führen. Cm eine günstigere Entwicklung dieses Zweiges des gewerblichen Schulwesens herbeizuführen, wird vor Allem das Augenmerk der Regierung sich darauf richten müssen, dass die Zeichenlehrer an den Fortbildungs- schulcn des ganzen Landes mit klarem Verständniss von Mittel und Zweck und nach einheitlicher Methode unterrichten. Sonst werden die praktischen Ergebnisse dieser Schulen für die österreichische Industrie stets zu unbedeutende sein im Ver- hältnisse zu den aufgewendeten Kosten. Man darf sich aber keiner Täuschung darüber hingeben, dass eine solche bei den Lehrern beginnende Reform uner- uiüdliche-Arbeit und lauge Zeit erfordert. Umso dringender erscheint es, dass ein Anfang gemacht werde durch Organisation eines mit der Vorbereitungsahtheilung der Wiener Kunstgewerbeschule zu verbindenden Fortbildungscurses, welcher so einzurichten wäre, dass er zugleich als Ü bungssch ule fii 1' Leh re r dienen könnte. Aus allen diesen Darlegungen ergibt sich, dass die Unterrichtsanstalt des österreichischen Museums mit der Eröffnung ihres neuen Hauses einem, in mehr als dieser ausserlichen Beziehung neuartigen Zustande entgegeugehen muss, um nicht nu unter allseitig gewachsenen. von Aussen herantretenden Bedürfnissen den Mittel- pnnct der einschlägigen Bestrebungen noch ferner bilden, sondern auch den in ihrem eigenen Inneren ebenso sehr her-angewachsenen Bedürfnissen genügen zu können. Dem Zusammentreffen so vieler (imstande. ist es zuzuschreiben, wenn hier nicht nur organisatorische, sondern auch räumliche Scheidungen zur Nothwendig- keit werden. Die bevorstehende Vervielfältigung der Aufgaben, sowohl der Fach- schuleu und Ateliers als auch der Vorbereitungsschule, müsste die Entwicklung der ersteren beirren, wenn Alles in Einen compliciiten Ürganismus zusammenge- fasst werden sollte. Zudem wurde es auch im neuen Gebäude der Kunstgewerbe- schule an Raum für die Vurbereitungsschule mit ihren verschiedenen , stark frequentirten Abtheilungen mangeln. Es empfiehlt sich daher, die Vorbereitungs- schule unbeschadet ihres Zusammenhanges mit dem Museum in andere Locslitaten zu verlegen, und am geeignetsten hiezu scheinen die Raume, welche durch den Umzug der Akademie der bildenden Künste in ihren neuen Palast verfügbar werden.