' 207 Man ist es der Industrie der betreffenden Gegenden Böhmens schuldig, sich die Umstände, unter welchen die Aussiger Ausstellung überhaupt zu Stande gebracht worden ist, gegenwärtig zu halten, damit man von dem Gesamrntbilde derselben nicht etwa ungerechte Schlüsse auf den Stand der dortigen gewerblichen Production ziehe. Denn das Gesammtbild machte den Eindruck nicht nur der Planlusigkeit, sondern auch der Dürftigkeit. Was die Gebiete kunstgewerblicher Thätigkeit anbetrifft, hätte man vorAllem eine würdige Vertretung der keramischen und der Glas-Industrie erwarten sollen, welche ja gerade iru nördlichen und nordwestlichen Böhmen so vielfältig und erfolgreich betrieben werden. Diese Erwartung blieb unerfüllt. Von hervorragenden Thonwaarenfabrikanten hatte sich (wenn wir von Baumaterialien , Gefäßen für Fabriken und l-laushaltungen etc. absehen) nur Ed. Eichler in Dux betheiligt, dessen polychromische Figuren weniger gute Glasur zeigten, als seine früheren Arbeiten in diesem Genre, wogegen blaue und grüne Krüge sich durch scharfes Relief und risselose Glasur auszeichneten. Außerdem verdienen noch die Arbeiten der Fachlehrer Laube und Reimann in Teplitz und des Modelleurs Meister daselbst erwähnt zu werden. Laube hatte hübsche Modelle und Zeichnungen ausgestellt; Reimann Teller in verschiedenen Decora- tionsweisen sehr gut ausgeführt und - was gegenüber dem in Wien herr- schenden Gebrauche besonders hervorgehoben werden muss - mit ver- nünftigen Preisen, Meister endlich flott modellirte charakteristische Figuren und Reliefs. Seiner Methode, Terracotten anzustreichen, können wir aller- dings keinen Geschmack abgewinnen, und ebenso wenig scheint es sich zu empfehlen, Kupferstiche zu Nachbildungen in Relief zu verwenden: die im Kataloge mit nbetender Landsknechtu bezeichnete Platte ist näm- lich unverkennbar nach einem Stiche gemacht, welcher aber Wallenstein, von astronomischen und astrologischen Instrumenten umgeben, vorstellen dürfte. - Die sonstigen inländischen Porcellan- und Thongefäße, Oefen etc. waren gewöhnlichster Art. An Glas begegneten uns nur grüne Flaschen und Ballons, dann Trinkgeschirre nach alter Art mit gravirten Bildnissen, nfeiner Jagdn u. dgl. m. decorirt. Peter Eisert in l-laida hat mehrere Gegenstände ausgestellt, nach guten Vorlagen und so vollendet in Glanz- schlitf decorirt, wie man es von ihm gewohnt ist; dieselben sind aber unter nLeder- und Kurzwaarenu eingereiht. Die Mehrzahl der vorhandenen Tischlerarbeiten lässt sich in eine der zwei Kategorien bringen: Möbelmagaziu-Styl oder Versuche etwas Besseres zu leisten bei gänzlichemMangel künstlerischer Bildung oder Leitung. Die Arbeiten der Ersten Aussiger Tischler-Association, von L. Schmied in Aussig und W. Philipp in Taschen empfahlen sich durch Streben nach einfachen guten Verhältnissen und Solidität; leider fehlten fast überall die Preise. Nur bei einem etwa 3 Meter hohen Vogelhause in Laubsägearbeit erfuhr man, dass es für 450 fi. zu haben sei. Von größerem Interesse