Beilage zu Nr. 206 der „Mittheilungen des k. k. Oesterreieh. Museums." steht heute unerreicht in der Bewältigung dieser Aufgaben da. Nament- lich hat man mit richtigem Griffe, den gemmenartigen Charakter des Porzellankörpers voll berücksichtigend, eine Technik dort zur Vollendung gebracht, die das Porzellan zur vollen Entfaltung seiner edlen Qualitäten befähigt - die Pate sur päte. Es sind die Reize der Gemmoglyptik auf das Porzellan übertragen: In weißer oder lichter Masse ausgeführte Flachreliefs auf farbigem Porzellankörper. Die Ausführung ist eine höchst schwierige. Folgen wir der Schil- derung des bekannten Keramikers Prof. Schmidt: wAuf die fertig gedrehte, getrocknete, nicht verglühte Vase wird mit Pinsel und Schwamm der farbige Grund - farbige Porzellanmasse- gleichmäßig aufgetragen, gekörnt, chagrinirt, oft durch Radirung gemustert. Sodann folgt die Application des Bildes mit weißer flüssiger Masse, die wieder mit dem Pinsel aufgesetzt wird. Jede auf den saugenden Körper gestrichene Lage trocknet rasch und die Lagen wiederholen sich, es wird mit dem Pinsel weiter gehöht, modellirt, bis das Bild - z. B. eine Figur mit fliegendem Gewande - eine gewisse plastische Höhe, ein Relief erreicht hat. Es liegt in der Natur des flüssigen Auftragens, dass die Schärfe und die Detailausführungen des Bildes fehlen, welche nun durch Anwendung scharfer Werkzeuge erreicht werden. Man schabt, radirt, schneidet, kurz man sculpirt, bis das Relief fertig wird. Dann hat das mühsame Werk einer oft monatelangen Arbeit die ganze Reihe der Fabricationsphasen zu durchlaufen, es wird verglüht, glasirt und im großen Feuer gebrannt." Die technischen Schwierigkeiten liegen, abgesehen von der Farbe, darin, den mit Oxyden gefärbten Massen genau die gleichen Schwindungs- Verhältnisse zu geben, damit sie sich unter der Glasur innig miteinander verbinden, nicht rissig werden oder Trennungen entstehen lassen. Die Glasur durchdringt das Relief, erweicht es, der farbige Grund schimmert an den dünnen Stellen desselben durch und bringt eine Zart- heit hervor, gibt dem Bilde einen ätherischen Hauch, wie er kaum den gelungensten Lirnousiner Emailen oder den schönsten Werken der antiken Gemmenkunst innewohnt. Sevres ist dabei nicht stehen geblieben. Voll- kommen Herrin der Technik, ist es zur malerischen Anwendung der pate sur päte, zur förmlichen Malerei mit gefärbten Pasten oder pastosen Unterglasurfarben geschritten. Mit breiten Farbenmassen in Butter Be- handlung angelegt, erreichen diese Porzellane mit der sprühenden Kraft- IX. Bd. 1882. 20