Wir wollen es nicht verschweigen, dass der Gedanke, in Triest eine
Ausstellung zu veranstalten - welcher von dem unermüdlich thätigen
Statthalter von Triest, Baron de Pretis, ausgegangen ist - anfänglich
in vielen Kreisen mit Misstrauen aufgenommen worden ist; aber gegen-
wärtig gibt es wohl keinen denkenden Menschen in Oesterreich, der nicht
von der Ueberzeugung durchdrungen wäre, dass es für Triest und die
Monarchie eine Calamität gewesen sein würde, wenn das österreichische
Publicum sich dieser Ausstellung gegenüber gleichgiltig oder lässig ver-
halten hätte. Dass einzelne Aussteller nur geringeren materiellen Erfolg
gehabt haben. ist für die politische und volkswirthschaftliche Bedeutung
der Ausstellung nicht entscheidend. Das commercielle, das gewerbliche
und volkswirthschaftliche Publicum in Oesterreich wird sich in Folge dieser
Ausstellung daran gewöhnen müssen, Triest als einen großen Factor im
wirthschaftlichen Leben der ganzen Monarchie zu betrachten.
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Das Glas auf der Triester Ausstellung.
Als die interessanteste Partie der österreichischen Abtheilung ist mir - so schreibt
Reg-Rath B. Bucher in der wN. Fr. Pr.u - das Glas erschienen. Dieser lndustriezweig
stellt sich in einer Mannigfaltigkeit dar, welche von ungemein reger Thatigkeit Zeugniss
ablegt. Wiewohl fast jede Fabrik sich auf dem gesammten weiten Gebiete zu bewahren
sucht, haben sich doch gewisse Specialitäten herausgebildet, je nachdem eine oder die
andere Technik besondere Pflege findet, und im Vergleich mit der so viel umfang-
reicheren österreichischen Glasausstellung im Jahre t873 gewahrt die diesjährige ein viel
reicheres und vor Allem farbenreicheres Bild. Den Triumph der heimischen Fabrication
bezeichneten damals die Gefäße aus absolut farbloser Masse mit eingeschlilfener Deco-
ration im Styl der Krystallgefaße der Renaissance.
Seitdem hat sich die Aufmerksamkeit auch wieder der farbigen, aber nichtsdesto-
weniger durchsichtigen Masse, ferner der Malerei mit Emailfarben zugewendet und in aller-
neuester Zeit ist ieneGlasplastik aufgenommen worden, welche schon von den Romern geübt
wurde und in Venedig zur höchsten Ausbildung gedieh. Man konnte nun als die Haupt-
stromungen in der gegenwärtigen Production namhaft machen: das gravirte Krystallglas,
das mit Email decorirte farblose, meistens in orientalisirendem Style, das in der Masse
oder oberßachlich gefärbte und endlich das farblose oder farbige mit angeschmolzenen
Ornamenten. In eine Rangordnung lassen sich diese verschiedenen Arten selbstverständ-
lich nicht bringen, jede hat ihren besonderen Kunstwerth, iede verdient auch ferner ge-
pßegt zu werden. Während aber bei der einen neben der Herstellung des von allen far-
benden Bestandtheilen gereinigten i-Gemengesu die Kunst des Schleifers, bei der andern
die Geschicklichkeit des Malers, bei der dritten das Verdienst des Chemikers, welcher
durch seine Metalloxyde oder Dampfe die interessantesten, elfectvollsten Farben-Nuancen
zuwege bringt, vorzugsweise in's Gewicht fallt, sehen wir in dem letzten Genre die
schönsten Leistungen des eigentlichen Glasmachers, der hier wieder in sein volles Recht
als freier Künstler eingesetzt ist. Alles Schleifen, Schalen u. s. w. nimmt dem geblaseaen
Glase etwas von seinem eigenthümlichen Reize, allerdings nur, um ihm einen andern
dafür mitzutheilen. Die erstarrte Oberfläche erinnert noch an die flüssige Masse, sie hat
jenen milden Glanz, den man so glücklich als nSchmelz- bezeichnet: das nur vermittelst
der Pfeife geschaiene Gefäß ließe sich mit einer Frucht vergleichen, wogegen das ge-
von 28 Millionen Seelen einen Handelsverkehr von aoo Millionen Mark aus, und gewährt
durch seine stetig wachsende Production und Consumtion noch günstigere Geschäfts-
aussichten für die Zukunft. Man kann füglich annehmen, dass sich in Indien, Siam, China
und Japan sowie auf den Inseln des rualayischen Archipels ein Guteraustausch vollzieht,
welcher einer Summe von 5 Milliarden Mark gleichkommt und an welchem ihrer Ent-
wickelung entsprechend Theil zu nehmen die ernsteste Aufgabe der deutschen Industrie
sein sollte!