277 Langfacade des spanischen Saales die Restaurirung des letztern abgeschlossen. Das interessante, an den genannten, nun in seiner alten Herrlichkeit mit Malereien, Decke und wunderbaren Thüren prangenden Saal_ anstoßende Kaiserzimmer dürfte wohl in der kommenden Bausaison vollendet werden, desgleichen der ursprüngliche Schlosseingang unter dem Walfenmuseum. Zu den erfreulichsten Resultaten der modernen Restaurationsarbeiten gehört un- streitig die unter Deiningefs Leitung von dem Tischler Trenkwalder in Mühlau aus- geführte Bloßlegung des Fürstenchores in der Franziskaner Hofkirchd zu Innsbruck, welcher im Laufe der Zeit mit fünffachem, theils Oel-, theils Kalltanstrich überschmiert worden wer. Nun dieser entfernt ist, wird alle Welt dem Statthalter Baron Widmann und dem ersten Obersthofmeister Sr. Majestät. Fürst Hohenlohe, für deren Forderung dieser Restaurationsarbeit Dank wissen. Der Fürstenchor, auf der linken Seite des Pres- byteriums, ist eine aus Holz hergestellte Empore, im Style deutscher Renaissance an der Facade theils mit plastischer Saulenarchitektur, von Consolen getragen. theils durch Car- tauchen mit geschnitzten Voluten, aufgelegtem Laubsageornament und lntarsia geschmückt. Die lntarsia bildet an dem ganzen Werke überhaupt den Hauptbestandzheil der Auszie- rung, außen sowohl, als im lnnern an Decke, Wänden, Thüren, ja sogar auf dem Fuß- boden der Empore. An der Eingangsthür, sowie auf den Brüstungen der Facade zeigen sich die Buchstaben 8]", wohl die Monogramme von Erzherzog Ferdinand, dem kunst- sinnigen Gründer der Ambraser Sammlung, dem Gemal der Philippine Welser. An der Thür ist die Jahreszahl 1568, auf dem Fußboden t57t zu lesen. Der Stylcharakter und die Ausführung ist sehr verwandt mit jenen an den unvergleichlichen lntarsiatbüren des spanischen Saales auf Ambras, welche im Auftrage des Erzh. Ferdinand um t57t durch den Meister Conrad Gottlieb hergestellt wurden. Von diesem Letzteren stammen also wohl auch die Arbeiten des Fürstenchores, der wahrhaft als ein Juwel der deutschen Renaissance nun aus der grausigen Tünche wie ein verborgener Schatz ausgegraben wurde. Nach solchen Erfolgen ist es begreiflich, dass Deininger jetzt voll Begeisterung nach neuen Funden ausgeht. Ein gut geschultes Auge und kunstgeschichtliches Wissen unterstützt ihn bei dieser Schatzgraberci und so dürften wir vielleicht im nächsten Jahre wieder einer dankenswerthen Ueberraschung gewärtig sein. Es gelang ihm namlich be- reits an der Orgel, welche sich dem Fürstenchore gegenüber befindet und welche gegen- wärtig auch dick weiß übertüncht ist, Spuren der ursprünglichen Bemalung und Vergol- dung zu entdecken. Glückauf zu fröhlichem Schurf! Auch in dem benachbarten Hall wurden an dem alten Rathhause jüngst Arbeiten vorgenommen, welche jedoch nicht als Restauration in unserem Sinne zu bezeichnen waren. Auf das Verputzen der Facade und auf das Anstreichen von Thüren und Fenster- laden in dem Tiroler Roth-Weils legen wir wahrlich kein Gewicht; man hat jedoch die ursprünglichen Wappen in den Zinnenlunetten einfach herabgeschlagen, also eine gewissen- haftere Restaurirung für alle Zeit unmöglich gemacht. An Stelle der alten Malereien werden jetzt beliebige Wappen, allerdings von ehemaligen Haller Bürgermeistern, ange- bracht. Bei solchem Vorgehen können wir das Bedauern nicht unterdrücken, dass die lnnsbrucker Kunstfreunde, welche bezüglich der Erztiguren in der Hofkirche ein so wach- sames Auge bekundeten, den Gesichtskreis ihrer Aufmerksamkeit nicht auf die aller- nächste Nachbarschaft, bis Hall, ausdehnten. Vorlesungen irn Museum. Der heurige Cyclus von Donnerstags-Vorlesungen wurde vor sehr zahlreichexn und ansehnlichem Publicum von Custos Dr. Wickhoff mit zwei Vorträgen rUeber die Renaissance des Alterthums in Italien" (am 2. und g. November; erolfnet. Das Thema stand in gewissem Zusammenhang mit jenem Vortrage, welchen Dr. Wickholf im Vor- jahre über die Antike im Bildungsgangc Michelangelds gehalten hat. Bereits damals wurde mit besonderer Hervorhebung der antiken Vorbilder für die Reliefmedaillons im Hofe des Palazzo Riccardi in Florenz darauf hingewiesen, dass die Antike viel eher und mehr durch ihre Gemmen, die Kleinkunst und Decoratives in und an der Architektur auf die Kunst des Cinquecento einwirkte, als durch die Statuen und Bauten als solche. lm Anschlusse an diesen Grundgedanken wurde heuer in einer die Fachleute durch Gründlichkeit, die Laien durch gewählte Formbehandlung fesselnden Weise erklärt, dass besonders die Maler des XV. Jahrhunderts in Florenz sich nicht direet durch die antiken Classiker, sondern durch wissenschaftlich-allegorische Interpreten der späteren Jahrhun- derte, einen Marziano Capella und Fulgentius inspiriren ließen. Dies wurde des Weitern besonders an Sandro Bottieellfs Werken in der Accademia und den Uffizien, und an seinen vor Kurzem in der Villa Tornabuoni vor der Porta S. Gallo in Florenz aufge-