388 Deshalb habe ich auch gerade den heutigen Tag gewählt, um den mir von Director Hofrath v. Eitelberger übertragenen Vortrag zur Erinne- rung an Raphael zu halten." In Hinblick auf einige Artikel in den Wiener Tagesblattern, welche bezüglich des Geburtstages Raphaels die Angelegenheit der Kalenderreform von 158a wieder in den Vordergrund gerückt hatten, weist Dr. Frimmel darauf hin, dass man seit jener Reform, welche den julianischen Kalender abschaFfte, allgemeiu nach dem gregorianischen Kalender datire, dass also auch die im XVII. Jahrhundert gesetzte Gedenktafel an dem Geburtshause Raphaels in Urbino (welche den 6. April als Geburtstag gibt) kaum im Sinne des julia- nischen Kalenders gemeint sein könne. Auch dann aber hätte sie keine Beweiskraft, weil sie eben viel zu spat nach RaphnePs Geburt und Tod gesetzt worden sei, um etwas Anderes in ihr erblicken zu können, als eine von den Quellen des XVl. Jahrhunderts ab- geleitete Angabe. Der Vortragende gab hierauf noch eine gedrängte Uebersicht über Raphael's Leben und seine bedeutendsten Werke und schloss mit folgenden Worten: nWer sich den Reichthum an Gedanken und Formen vergegenwärtigt, der in diesen Schöpfungen zum Ausdruck kommt, wird eine hohe, fast andächtige Bewunderung kaum unterdrücken können; aber auch wird er bedauern, dass ein so herrlicher Künstlergeist, wie der Raphael's, nur so kurz gewirkt hat. Mit enormer Raschheit allerdings war er aufgestiegen in seiner Laufbahn, so dass er vielleicht den höchst möglichen Gipfel wirklich erreicht hat. Im Jahre 1514 war Raphael zum Dombaumeister von St. Peter ge- macht worden, im folgenden Jahre schon erhält er die Oberleitung über alle Ausgrabungen antiker Bauwerke in Rom. In den letzten Jahren häuften sich die großen Aufgaben so, dass die Privat-Aufträge der Ausführung durch Schüler überlassen werden mussten. Da befällt ihn eine acute Erkrankung, wie es scheint ein Fieber, das er sich bei den Ausgrabungen geholt. Rasch geht es nun abwärts. Täglich schlimmer lauten die Nachrichten, die zum Vatican getragen werden und - am 6. April t5zo hat die Welt ihren Raphael verloren. Seine zahlreichen unsterblichen Werke, mögen uns die Trauer über seine kurze Lebenszeit vergessen lassen; sie mögen uns allen ein Gegen- stand der Erbauung und Bewunderung, den Berufenen unter uns ein Gegenstand des Studiums, ein hohes Vorbild sein." Die historische Bronze-Ausstellung im Museum. Die historische Bronze-Ausstellung wurde am I. Mai um n Uhr Vormittags in feierlicher Weise von Sr. kaiserl. Hoheit dem durchl. Erzherzog-Protector Rainer im Namen Sr. Majestät des Kaisers eröffnet. Beim Eintritte in's Museum wurde Se. kaiserl. Hoheit vom Director und den Curatoren des Museums empfangen. Se. Excell. Edm. Zichy richtete eine Ansprache folgenden Inhalts an den Erzherzog: