dem wohlverstandenen Eigeninteresse dienenden Streben theilzunehmen jedes Mitglied der Genossenschaft hiemit inständigst eingeladen wird. Ein zweiter Punkt, welcher in dieser Denkschrift erörtert wird, betrifft die Frage, was in dieser Schule gelehrt werden soll. Die künstlerische Formgebung war und wird immer das Mittel sein, wodurch ein kunstgewerblich verwendetes Material erhöhten Werth gewinnt, sie wird daher besonders zu berücksichtigen sein; um aber z. B. ein Metall künstlerisch gestalten zu können, muss man auch die physi- schen Eigenschaften desselben kennen; man muss in der Metalltechnik erfahren sein, man muss Physik und Chemie verstehen. Darum soll ein Bronzearbeiter als Hilf: fä che r erlernen: Zeic h n en, Modelliren, Ciseliren, ferner Physik und Chemie. Wollen wir nur einen Augenblick jedes einzelne dieser Fächer flüchtig beleuchten: I. Das Zeichnen. Durch das Zeichnen (nach Vorlagen und Modellen) soll das Anschauungs- und Darstellungs-Vermögen gehoben, der Sinn für Linienschönheit, Symmetrie und Proportion geweckt werden. Aber nicht gedankenlose Nachahmer will man erziehen, welchen es genügt, eine Vorlage genau copiren zu können, sondern Leute, welche mit den einzelnen selbstän- digen Theilen der Ornamentik, deren Bedeutung und Construction vertraut sind, welche ein Gefäß oder Geräthe den Bedingungen des Materials, des Zweckes und der Schönheit entsprechend zu bilden vermögen. Darum wird die Formenlehre einen wesentlichen Theil des Zeichenunterrichtes aus- machen. Es wird in derselben, von den einfachsten Gliedern und Zierformen ausgehend, stufenweise bis zur Vase, dem Candelaber, Luster etc. etc. aufsteigend, die zweckliche Gliederung, die richtige Verwendung des Orna- mentes, die mannigfaltige Veränderung, welche die Formen in den ver- schiedenen Stylen erleiden, gezeigt und erklärt und auf häufig vor- kommendes Unrichtiges und Widersinniges aufmerksam gemacht werden. Da man aber, um eine Zeichnung zu verstehen und darnach arbeiten zu können, auch wissen muss, was Grundriß, Aufriß und Seitenansicht bedeuten, wie sie zu einander in Beziehung stehen und wie auch oft aus der richtigen Schattirung eines Körpers dessen Form zu erkennen ist, so dürfen die Anfangsgründe der darstellenden Geometrie und die Schatten- bestimrnung nicht vergessen werden. II. Das Modelliren. Unstreitig werden Auge und Sinn am Besten für das Erfassen plastischer Formen gebildet durch das Modelliren, und gerade für den Bronzearbeiter ist dasselbe von hoher Wichtigkeit, für ihn, der die Arbeiten des Bildhauers in Metall übersetzt und mit der Form- Vollendung dort beginnt, wo der Bildhauer des mindergefügigen Materials wegen zu enden genöthigt ist. Er braucht nicht deshalb modelliren zu lernen, um sich selbst Modelle machen zu können, sondern zumeist darum, damit sein Formensinn so gebildet ist, um zu erkennen, wie Höhe und