400 können. Sie bieten als Ornamente reizend stilisirte Pflanzen- motive, Rosetten und Vögelchen. Von den ursprünglich links und rechts neben den Brustspangen befindlichen, zur Modesache gewor- denen adjunctae tabulae, d.h. kleinen viereckigenAbzeichen in Gobelin- ausführung, sieht man an der rechten Brustspange (Nr. 71) noch die Spuren der Benähung und Unterlage eines derselben. Die Clavi selbst sind abgefallen. Dagegen hat sich eines der vier, nach spät römischer Sitte den untern Theil der Tunica (je zwei auf der Vorder- und Rückseite) schmlickenden aufgenähten kleinen Rundmedaillons (orbiculus) erhalten. Dieses Meisterstück zartester Gobelinornamentik zeigt in der Mitte ein Blumensträusschen. Unser Byssus-Gewand gehörte zweifelsohne einer vornehmen Dame, deren . langes schwarzes Haupihaar zum Zeugniss dessen in den feinen Maschen des Ge- spinnstes gefangen, hieher gelangte. Es reiht sich jenen berühmten oder berüch- tigten Textilerzeugnissen an, welche dazu bestimmt waren, die damit Bekleideten unbekleidet erscheinen zu lassen. ln der That ist auch das vorliegende völlig durchsichtige und wolkige, doch nicht gerade zu den allerfeinsten gehörende Bys- susgewebe ganz danach beschaffen die Formen wohl zu bedecken, nicht aber zu verhüllen. Die jüngeren lateinischen Schriftsteller charakterisiren deshalb derlei delicate gazeartige Gewebe mit der Bezeichnung uentus textilia (gewebter Wind), wofür die Perser die entsprechenden Ausdrucke nib-i-rewä (Aether) und baf! hewa" (gewebte Luft) gewählt haben. Als die Araber 641 n. Chr. Aegypten den Griechen entrissen, blühte die Byssusfabrication dort in verschiedenen Städten, welche uns die muha- medanischen Schriftsteller namhaft machen, weiter. Sie nennen den kostbaren Stoff par excellence er-raff (der Superfeine), worunter jedoch auch eine Art Leinen- byssus (der Iinea nebula, wleinene Nebel: lateinischer Autoren) verstanden wird. Bis zum Jahre 96b n. Chr. belief sich der ägyptische Byssusexport nach Irak und Persien auf jährlich zwanzig bis dreissigtausend Dinar (ca. a6o.ooo-3go.ooo Frcs.). Bruchstück einer Tunica aus feinem Linnen; reichverziert mit verti- calen Parallelstreifen. Dieselben bestehen in aufgenähten schmaleren blauen Wollstreifen mitlancirten weissen geometrischen Ornamenten, welche mit breiteren Streifen (broscbirte und gestickte Kleinmuster, wie rothe Blattmotive und buntfarbige Vogelgestalten) abwechseln. Die um das Gewand laufende Saumborte (in circuitu ornata cum listu) besteht wieder aus einem blauen Wollstreifen mit überschos- sener weisser Dessinirung. 74.-75. Bruchstück eines uni gestreiften feinen Leinengewandes (der sog. arab. Kaßab-Stoß"). Von der farbigen Ausschrnückung, welche hier in bunter Seide ausgeführt ist, sieht man noch die eingestickte fein geblümte Rückenspange (Nr. 74) und Brustspange (Nr. 75). Letzterer zur Seite ein liegend aufgenähtes grösseres Blattzeichen (cum adjuncta tabula). Leinwandstück mit eingearbeiteter gestielter Blattfigur. Der rothe und grüne Wollgrund ist zum grössten Theil herausgemodert, wodurch die Kettfäden des Gewebes bloss liegen und der Figur in