würde. Dieses könnte sehr leicht in einer Weise durchgeführt werden, ohne dass der Schulunterricht in der Volksschule irgend eine Störung erlitte. Es würde den Schulunterricht ergänzen, und den Hang zum Müßiggange, zu welchem unsere Jugend ohnedies große Neigung hat, und die Arbeitsscheu, ein Laster, aus welchem die meisten Verbrechen entspringen, in der Wurzel bekämpfen. Herr von Schenckendorff hat ganz Recht, wenn er in der mangelnden Erziehung zur Arbeit die Ur- sache der Verbrechen findet, die jetzt mehr als je an's Tageslicht treten. Auf die Nachtheile, welche unserem gewerblichen Leben dadurch er- wachsen, dass der Arbeitsunterricht nicht gepflegt wird , ist von mir oft in diesem Organe hingewiesen worden und ist von einem hervorragenden Wiener Kunstindustriellen aus Anlass der Gewerbe-Enquete betont worden. Das Gute muss gefördert werden, das Schlechte gedeiht wie das Unkraut von selbst. Aber es ist dies ein Grundzug unserer am Gängelbande des Bureaukratisrnus aufgewachsenen Bevölkerung, dass ihr die Lust zur Ini- tiative fehlt, und dass sie fast nie zu rechter Zeit das aus eigener Kraft thut, was noth thut, und daher auch Versuchen auf didaktischem Felde aus dem Wege geht, wie es jener ist, welcher zur Einführung des Handfertigkeitsunterrichtes in der Volksschule unternommen werden soll. Niemand verkennt die Schwierigkeiten der Durchführung eines I-Iand- fertigkeitsunterrichtes in unseren Volksschulen; es fehlen hinreichende Locale, geschulte Lehrkräfte. Jetzt würde es sich vorerst darum handeln, die Geister vorzubereiten, die Gemeindevorstände, Schulmänner und Geist- lichen mit jenen Ideen, welche schon Amos Comenius in so vortrelilicher Weise auseinandergesetzt hat, vertrauter zu machen. Vorerst müsste die Lücke des Volksschulgesetzes auf legalem Wege ausgefüllt und in den Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstalten für die nöthige Vorbildung im Handfertigkeitsunterrichte gesorgt werden. In der Nähe von Wien, im Norbertinum bei Pressbaum, welches die Schulbrüder vortrefflich leiten, ist der Handfertigkeitsunterricht durch- geführt. In Zillingsdorf ist für Waisenkinder ein ähnliches Institut. In beiden Instituten ist ein Internat und die Aufnahme eine beschränkte. Am meisten könnten unter den gegebenen Umständen Anstalten, wie Waisenhäuser, die Beschäftigungsanstalten für Knaben, Klosterschulen und die Schule des Frauenerwerbvereines thun. Letzteren ist die Aufgabe dadurch erleichtert, dass Mädchen für jede Handfertigkeit anstelliger und von Hause aus vorbereiteter sind als Knaben. Aber in unseren Volks- schulen, bei den Massen von Jungen, die unterrichtet werden sollten und nicht vollständig unterrichtet werden können, häufen sich die Schwierig- keiten, da die Gesellschaft selber noch wenig mit den Ideen des Hand- fertigkeitsunterrichtes vertraut ist. Die von Graf R. Belcredi gegebene Anregung bleibt fruchtlos, so lange nicht, sei es von Gemeinden oder von Schulmännern, ein Versuch unternommen wird, den Handfertigkeitsunterricht in der Volks- oder