455 vorne, zu wenig gegen den Rumpf gewendet sei. Bei dem fast drehrunden Querschnitte des Stumpfes ist es indessen schwer, hierüber ein bestimmtes Urtheil abzugeben, ohne dass man lebende Modelle in die von Hasse angenommeneISteIIung gebracht und ver- gleichend untersucht hatte. Es ist ferner wünschenswerth, dass die Statue von verschie- denen Standpunkten aus gelothet und auf die Unterstützung ihres Schwerpunktes unter- sucht wurde. Es konnte dadurch eine neue Basis gewonnen werden, um zu entscheiden, ob auf der linken Seite ein schwererer Gegenstand, etwa ein Schild, gehalten wurde oder nicht. Der Verfasser sagt am Schlusse, er wolle die Analogen nicht aufzählen für die von ihm hergestellte Figur. Hatte er dies gethan, so würde er sicher auch auf die Venus caelestis hingewiesen haben. Die Abbildung. welche J. Dom. Campiglia von derselben im dritten Bande von Gorii Museum Florentinum auf Tafel XXX gibt, lässt die Aehnlichkeit deutlich in die Augen springen, wenn auch beide Fusse der Venus Cäüißälfg auf der ebenen Fussplatte stehen, das Gewand anders gelegt ist und die erhobene Hand das Haar der Scheitelgegend direct berührt. Vermoge der hierdurch veränderten Armstellung und vermoge der gleich hoch gestützten Füsse, weicht auch die Korper- stellung etwas von der Venus von Milo ab. E. Br. Ornamentale Malereien vom k. Schloss Trausnitz bei Landshut in Bayern. Aufgenommen und herausgegeben von Rudolph Gehring. Landshut o. J., Jos. Thomankche Buchhandlung (J. B. v. Zabuesnig). 4.9 litho graphirte Blätter in Folio mit Vorwort und Register. Die ehrwürdige Trausnitz, die Perle Niederbayerns, steigt mächtig auf in unserer Erinnerung. Wir sehen sie im Geiste vor uns, jene reiche, prächtige Fülle farbensprühender Gebilde von den kunstreichen Handen deutscher Meister geschalfen. Die vorliegende Monographie bringt die gesammte lnnendecoration der Schlossgemächer mit Ausschluss der rein iigürlichen Darstellungen, wie der nNarrenstiege- etc. Vollständig wiedergegeben jedoch sind die schonen Friese mit Scenen aus der italienischen Comodie. welche Herzog Wilhelm V. gelegenheitlich seiner Vermählung zur Aufführung bringen liass. Gehring bedauert in seiner Vorrede selbst, dass er bei dem ihm zu Gebote stehenden Vervielfaltigungsmittel auf eine farbige Wiedergabe Verzicht leisten musste. Sollte aber der Nutzen der vorliegenden Tafeln auch nur darin bestehen, Denjenigen als Pfadweiser zu dienen, welche bis jetzt die schone Trausnitz nicht persönlich aufsuchten' so mag sich der Herausgeber für seine mit rühmenswerthem Fleisse durchgeführte Arbeit wohl belohnt fühlen. M. Koula, J. Denkmäler des Kunstgewerbes in Böhmen. Prag, im Selbst- verlage 1883. Fol. a Lieg. 2 fl. Der reiche Besitz der böhmischen Cavaliere an Kunstobjecten ist gerüchtweise bekannt genug, aber auf Ausstellungen figurirten letztere nur selten und in Publicationen wurden sie bisher sozusagen gar nicht berücksichtigt. Darum freut es uns in hohem Masse, dass nun endlich der Bann gebrochen ist. Diei Cernin, Nostiz, Schwarzenberg u. A. haben ihre Sammlpngen dem Herrn J. Koula, Honor.-Docenten'der k. k. böhmischen technischen Hochschule in Prag, geölfnet und derselbe hat es unternommen, uns auf etwa tzo Tafeln die wichtigsten Denkmäler des Kunstgewerbes in Böhmen zu reproducieren. Die Wieder- gabe geschieht, in Autographien des Herrn Kovatoviä nach Koula's treiflichen, nur manchmal schon etwas manierirt flotten Zeichnungen. Die vorliegende erste Liefe- rung enthält auf I2 Tafeln herrliche Gefäße in Metall und Krystall, ein Brunnen- gitter aus dem Schlosse Neuhaus, in der Art des bekannten Salzburger Gitters, Fussbodenßiesse und gothisirende Holzdecoration aus dem Schlosse Frauenberg, ein Antipendium in Leder mit reichem, mattgepunztem Goldornament auf blauem Grunde, und schließlich die Ansicht des ersten Renaissance-Baues in Böhmen, namentlich des Wladislav'schen Theiles der kgl. Bur in Prag. Derselbe wurde in der Zeit von 14,84 bis 1501 durch Beneä von Laun angeführt, welcher trelTliche Baumeister nach den neuesten Forschungen nun bekanntlich als aus Piesting in Niederösterreich stammend, nachgewiesen ist. Nebst den Gesammtansichten sind auch Details in großer Zahl wieder- gegeben und wo sich Marken vorfanden, auch diese reproducirt, um die Zuweisung der Kunstwerke an vielleicht schon bekannte Meister zu ermöglichen. Auch die Auswahl der Objecte scheint von geschultem Blick geleitet. Kurz, wir erhoffen und wünschten dem immerhin Muth erfordernden Werke, welches Koula unter den obwaltenden Zeitverhaltnissen im Selbstverlage erscheinen lassen musste, den wohlverdienten Erfolg. Nur einen Wunsch wollen wir noch andeuten: Eine Vergewaltigung der deutschen Sprache, wie sie in der neben dem böhmischen Originaltext gedruckten Uebersetzung statthat, durfte in Prager Professorenkreisen doch noch nicht unvermeidlich sein. Ch. 33'