Ein begeisterter Kunstfreund, wie er war, hinterlässt er eine gewählte Kunstsammlung, welche alle Zweige der zeichnenden Kunst umfasst und eine sehr schöne Fachbibliothek. Unter den österreichischen Malern stellte er Führich am höchsten. Mehrere Kunsttechniken verdanken Ferstel ihre Wiederbelebung und Ein- führung in das kunstgewerbliche Leben. Unter den hiesigen Künstlern stand ihm am nächsten sein Schwager, der Architekt Köchlin, welcher verdientermaßen beim Universitätsbau eine_ hervorragende Stellung einnimmt, und der Maler Ferdinand Laufberger. Es ist ein schmerzliches Zusam- rnentreffen, dass Ferstel gerade an dem Tage begraben wurde, an welchem sein Freund Laufberger vor zwei Jahren aus der Reihe der Lebenden geschieden ist. Das Oesterr. Museum und die mit ihm verbundenen Kunst- anstalten, die ihm ihre künstlerische Heimstätte verdanken, ge- denken am Jahrestage der feierlichen Grundsteinlegung des Hauses, am 4. November d. J., Ferstel eine würdige Erinnerungsfeier zu bereiten. Von ihm existiren mehrere Porträts, unter denen das von Professor Griepenkerl und die Büste Tilgners', welch" letztere sich unter der Kanzel der Votivkirche befindet, die besten sein dürften. ig. Juli 1883. R. v. Eitelberger. Der erwähnte Brief Ferstel's an Th. Hansen lautet wie folgt, nur sei bemerkt, dass dieser von Ferstel eigenhändig mit zitternder Hand geschriebene Brief durch seinen Sohn Max copirt wurde. Meinem lieben Freunde Theophil Hansen zu seinem 70. Geburtstage. Jedem Menschen ist sein Lebensweg vorgezeichnet; was er schalft und wirkt, ist ein Resultat seiner Individualität. Wie sehr drängt mich meine Empfin- dung dazu, Dir heute zu sagen, wie gerade Deine künstlerische Individualität so überaus erfolgreich für unsere Zeit werden musste. Und siehe da, ein Schicksal, wie es grausamer kaum gedacht werden kann, bestimmt, dass Deine beiden jüngeren Fach- und Kampfesgenossen (Ferstel und Schmidt), deren Wirken mit dem Deinen wahrend der letzten Decennien in innigem unmittelbaren Zusammenhange steht, dem schonen Feste krank fernstehen, wahrend gerade ihnen die Verpflichtung obliegen wurde, Dich heute auf den Schild emporzuheben, damit nicht nur die Kunstlerschaft, sondern die ganze gebildete Welt Dir die gebührende Huldigung darbringen möchte. S0 sei es mir wenigstens gestattet, in flüchtigen Zeilen zu- sammenzufassen, was ich Dir sagen mochte, wenn ich so glücklich Ware, Dir heute persönlich gegenüberstehen zu können. Ich glaube ein besonderes Anrecht zu haben, den weittragenden EinHuss Deines künstlerischen Wirkens heute her- vorzuheben, denn kaum irgend ein Theilnehmer des heutigen Festes wird Ge- legenheit gehabt haben, Dein Wirken seit jener Zeit, als Du in Wien eine zweite Heimat gefunden hast, so schrittweise zu verfolgen als ich.