312 ausreicht. Sie scheint im Rückgange, während das Gymnasium überfüllt ist. Mit der Gründung der Handelsschule ist einem Wunsche des Landes entsprochen worden. In einem Lande, wo die ländlichen Gewerbe und die zahlreichen Kleingewerbe Ü eine so hervorragende Stelle einnehmen, ist eine Gewerbe- schule ein Bedürfniss, dessen Befriedigung sich ohne Nachtheil für das Gewerbeleben von Oberösterreich nicht länger hinausschieben lässt. Die Mängel, die sich auf der Ausstellung finden, erklären sich zum Theile durch die unzureichenden gewerblichen Unterrichtsanstalten. Manche Fortschritte sind zu verzeichnen. Hafner, welche färbige glasirte Oefen erzeugen können, treten auch in kleineren Städten Ober- Österreichs auf. Auf der Ausstellung hat die Concurrenz für wohlfeile Zimmereinrichtungen (das Zimmer für 180 B.) den besten Erfolg. Die vier Zimmer der Art sind besser, als ich es anderswo gefunden habe. Sie sind zugleich geschmackvoll. Sie rühren von den Tischlern J. Presch in Schörfling, Schodterer in Linz und Busek in Steyr her. Die Tischler in Oberösterreich wenden vielfach Intarsien an. Dass überall der Mangel an plastischer Schulung hervortritt, erklärt sich daraus, dass an keiner Unterrichtsanstalt in Linz ein genügender Unterricht im Mo- delliren ertheilt wird. Nirgendwo treten so viele Autodidakten auf als in Linz. Es bezeugt dies die natürliche Begabung des Oberösterreichers. Der Schlossermeister Schachermayer, der Mechaniker Dewagner, der Decorateur Scheck, der treifliche Kupferschmied Felle rer in Steyr, St. Braun in Vöckla- bruck, die Thonwaarenfabrikanten Schadler sen. 8c jun. machen sich besonders bemerkbar. Sie verdanken das, was sie geworden sind, nicht der Schule, sondern ihrer Begabung. Der Großindustrielle kann sich selbst helfen; der kleine Gewerbsmann aber braucht eine Stütze durch die Schule. Nicht wenige Industrielle exportiren mit großem Erfolge. Die Linzer Schiifslaternen und die Linzer Goldarbeiten in sogenanntem doublirten Gold gehen durch die ganze Welt. Die meisten oberösterreichischen Goldarbeiter verstehen die Filigran- arbeit; es hängt dies mit dem Nationalschmuck zusammen, der leider immer mehr zurückgeht. Die Hausindustrie ist durch Ischl, die Viechtau und die Linnen- erzeugung im Hausruckviertel vertreten. Nirgendwo wäre es so nöthig als in Oberösterreich, den Handfertigkeitsunterricht mit der Volksschule zu verbinden. Viele Klagen der ländlichen Bevölkerung über Ueber- blirdung in der Volksschule würden verstummen, wenn dem Handfertig- keitsunterrichte Platz eingeräumt würde. ') Ein großes Material: zur Beurtheilung des oberosterr. Gewerbelebens bringt der rreffliche wStatistische Bericht über die gesammten wirthschaftlichen Verhältnisse Ober- osterreichs in den Jahren 1876-18811, erstattet von der Handels- und Gewerbekammer in Linz. 4 Thle. Linz, i881.