974 zu danken, welchen die allgemein herrschenden Gescbmacksansichten nur nach hartem Kampfe, Schritt für Schritt das Feld räumen wollten. Das gesprochene und geschriebene Wort und die Abbildung alter Kunst- werke musste die vorwiegende Walle der richtigen Erkenntniss gegenüber den marktmäßigen Erzeugnissen der Kunstindustrie bleiben, so lange die Museumssammlungen selbst an Originalen empfindliche Lücken aufwiesen, welche nur durch die Unermüdlichkeit der Direction um leihweise Ueberlassung von Kunstobjecten aus dem Besitze des Allerhöchsten Kaiserhauses, des Clerus und vieler anderer Kunstfreunde einigermaßen ausgefüllt werden konnten. In dieser reformatorischen Lehrthätigkeit war unter den verschiedenen Abtheilungen des Museums der Bibliothek eine der hervorragendsten Stellen zugewiesen, da sie besonders durch den glücklichen Ankauf der Drugulin'schen Ornamentstichsammlung sofort den Charakter einer streng kunstgewerblichen Fachbibliothek annahm. In Folge der außergewöhnlichen Liberalität, mit welcher die Schätze der Bibliothek seit ihrem Bestande bis heutzutage der Benützung zu- gänglich gemacht sind, wurde dieselbe auch rasch das Organ, welches von allen Kunstindustriellen und Kunsttechnikern, welche sich den Be- strebungen des Museums anschlossen, zu Rathe gezogen wurde. Die Zahl der Bibliotheksbesucher wuchs daher von Jahr zu Jahr in unge- ahntem Maße, weit über das Verhältniss, in welchem die Zahl der Bücher und Ornamentstiche zunahm. Das Wachstbum der Bibliothek war ja von vornherein durch das für neue Anschaffungen angewiesene Budget normirt oder vielmehr beschränkt, denn obzwar sich die Regierung im Laufe der Jahre veranlasst sab, die Dotation der Bibliothek um etwas zu erhöhen, so war dies doch nicht genügend mit Rücksicht auf die ungemein gesteigerte literarische Production, und noch viel weniger genügend in Bezug auf die hohen Preise der Abbildungswerke und be- sonders der Originale von Ornamentblättern. So erklärt es sich, dass das Bücherinventar nun schon seit einer Reihe von Jahren eine ziemlich constante Zahl von neuen Anschaffungen aufweist, welche sich, ungerechnet natürlich die Fortsetzungen der Zeitschriften und sonstigen Lieferungs- werke, im Durchschnitt auf etwa 300 Nummern jährlich beläuft. Bei Ausgabe des ersten Gesarnmtkataloges zeigte das Inventar der Bücher 2415 Nummern, und in der vorliegenden Ausgabe sind bereits Werke vom Jahre 1883 mit der Inventarnummer 7500 und darüber aufge- nommen. In ähnlicher Weise zeigt das Inventar der Kunstblätter einen gleichmäßigen Zuwachs, nur muss bemerkt werden, dass hiebei die photographischen Reproductionen in immer wachsender Mehrzahl er- scheinen, weil bei dem heutigen Preise der Originale von Ornament- stichen an deren Erwerbung bei Auctionen oder vorkommendem Anbot durch Kunsthändler oft nicht mehr gedacht werden kann. Die Vortreff- lichkeit der Reproductionen mit Hilfe der verschiedenen photographischen Verfahren, die Möglichkeit, solche Blätter; auch der größeren Masse der