571 lehren wollen; übrigens ist ja das Neue in Büchern nicht immer das Beste. Zum Zwecke der allgemeinen Orientirung in dem angedeuteten Sinne ist nun das Werk durchaus zu empfehlen und besonders die Abtheilung über die Plastik mit all' ihren Unterabthei- lungen kunstgewerblicher Art dürfte wohl Jedermann befriedigen. Der Tlieil über Archi- tektur leidet entschieden unter dem engen Rahmen, welcher dem Autor gestellt war, sn dass z. B. in der Stylgeschichte in Folge der allzu gedrangten Kürze manches an Klar- heit zu wünschen übrig lasst. (Beispielsweise die stiefmutterliche Abfertigung der ara- bischen Kunst pag. x06.) 38 Vnllbildcr und [20 in den Text gedruckte Abbildungen hellen diesem Uebelstande einigermaßen ab, wenngleich nicht verschwiegen bleiben darf, dass nicht gerade alle Bilder gut gewählt sind. Z. B. Fig. 45, 46, 47 passen wenig zur Unterstützung der Ansicht von dem v-verhangnissvollen und verderblichen Einflusse des Goldschmied- Handwerks: auf die deutsche Renaissance-Ornamentik. Die Darstellung des Kölner Domes ist wegen des wuchtigen Vierungsthurmes unrichtig und die halb per- spectivisch halb projicirend gehaltene Zeichnung des Kreuzgewolbes, Fig. t7 u. i8, nicht un- richtig, aber auch nicht geschickt gewählt. Ueberhaupt hatte die Schlussredaction sorgfältiger sein können; von Fig. 97-io6 stimmen die Bilder nicht zu den Citaten im Texte und Druckfehler wie iener unter Fig. 65, wo Ghiberti statt Bernini steht, wären auch leicht zu vermeiden gewesen. - Doch sind diese und einige andere kleine Mängel bei einer zweiten Auflage leicht aus- zubessern; und wir zweifeln nicht an der baldigen Nothwendigkeit einer solchen, da ein Hauptvorzug des Buches neben seiner Lehrhaftigkeit darin besteht, dass es sehr angenehm lesbar geschrieben ist und diese Eigenschaft wird ihm rasch viele Freunde erwerben. Ch. Frantz, A.: Geschichte des Kupferstichs. Ein Versuch. Magdeburg, Creutz, 1883. 307 S. 8". Der Autor nennt seine Arbeit einen Versuch, bezieht sich auf einen Ausspruch Goethe's als eine Entschuldigung für sein Unternehmen und erklart sein Buch eigentlich nur als einen Commentar seiner eigenen Kupferstichsammlung. Mit alledem sollte der Referent eigentlich von vornherein entwaffnet werden, wenn er sich nicht sogleich zur Frage aufraffen wurde, warum dann das Ganze überhaupt publicirt wurde und wie es sich den stolzen Titel, Geschichte des Kupferstichs, anmaßen dürfe. Was uns am meisten inter- essirt, die geschichtliche Entwickelung der graphischen Kunst von ihrem Anbeginn, wird hier fast ganz und gar abgestoßen, und die Erklärung der einzelnen Techniken: Tusch- manier, Schabkunst, Aquatinta u. dgl. wird gar nicht oder in der obetliachlicbsten Weise versucht. Allerdings wurde das Buch nicht für Gelehrte und Kupferstichkenner geschrieben, aber gerade deswegen dürfte es nicht ungründlich verfasst sein. Es mag richtig sein, dass der Autor mit großer Liebe an (seine Arbeit ging, aber eben mit der unobjectiven Liebe eines Sammlers und man kann aus seiner Darstellung genau entnehmen, welchen Stechern seine Zuneigung gehört. Wenn uns schon die Schilderung der alten Periode unzureichend, die Charakteristik selbst eines Dürer ungenügend erscheint, so ist das Urtheil über einen Rembrandt, Leyden und auch Callot wohl das ungerechteste, das in neuerer Zeit über diese Meister geschrieben wurde, ganz ohne Einsicht dafür, wie sehr dieselben im Volksgeiste ihrer Heimat wurzeln, aus ihm ihre Erklarung und damit ihre Berechtigung schöpfen. Was soll man ferner von einer Geschichte des Kupferstichs sagen, in welcher einerseits die Maler Jordaens und Teniers eine zu weitgehende Be- handlung linden, dagegen z. B. von Eisen gesagt ist: war Maler aus Brüssel 172a bis 1778, und die französischen lllustratoren p. 197 in folgender Weise abgefertigt werden : eine Menge unnütze Kupferstecher, die weiter nichts zu thun hatten, als allerlei Zeug von Vignetten und Illustrationen in Kupfer zu stechen. Die Malereien von Primaticcids Schule in Fontainebleau sollen zerstört, Edelinck's bekannter Stich nach dem Original- carton Linnard's zum Reiterkampf gemacht sein u.' s. w., u. s. w. Der Werth der Arbeit von Frantz besteht einzig in der guten Absicht übersichtlich zu sein und für die neuere und neueste Zeit mag dieselbe etwa erreicht sein bei Jemandem, der aus eigenem Wissen die vielen Detailfehler auszubessern vermag. Ch. a - Der neue Katalog der Museums-Bibliothek, ein stattlicher Band von fast Gnu Seiten, mit einem Vorworte zur Geschichte der Bibliothek und zwei sehr ein- gehend ausgearbeiteten Registern ist im Museum um den Preis von 3 H. zu beziehen. 42