67 Es ist eine Leistung, welche bei gleicher solider Ausführung kaum ihres Gleichen finden dürfte. Die Schwierigkeiten waren umso größer, als es hier mit lauter Neuerungen, als elektrische Beleuchtung, vollstän- dige eiserne Construction der Bühne, eine großartige Dampfheizung und Ventilationsanlage, zu kämpfen gab. 4 Es war der Bau allerdings eine kleine Bildungsstätte für die Prager Kunst und Industrie und zugleich ein Prüfstein ihrer Leistungsfähigkeit; und die gebotene Gelegenheit, einheimische Kräfte nach Möglichkeit zu verwenden, ohne Rücksicht auf die Nationalität, zeigte, dass es hier haupt- sächlich nur an Anregung fehlt, um die vorhandenen, oft sehr tüchtigen Kräfte zu einer erspriesslichen Thätigkeit zu bringen. Schließlich dürfte eine biographische Skizze jenes Mannes wohl am Platze sein, als dessen künstlerische Arbeit zumeist der Neubau des Nationaltheaters anzusehen ist, wir meinen den Architekten Jos. Schulz. Derselbe ist in Prag geboren, studirte dort am Polytechnikum, dann an der Akademie der bildenden Künste in Wien unter Van der Nüll und Siccardsburg, war dann Assistent bei der neu errichteten Lehrkanzel für Architektur in Prag, worauf er sich in Folge eines Künstlerstipendiums für zwei Jahre nach Italien begab. Seine Studien waren nach seiner Rück- kehr für eine Zeit im Oesterr. Museum für Kunst und Industrie ausgestellt. Bei Errichtung der Prager Goldschmiedeschule wurde ihm vom k. k. Handelsministerium der Antrag gestellt, an diese Anstalt zu treten, an der er nun seit io Jahren thätig ist. Die Genesis der Entwickelung und die Einflussnahme dieser Schule auf die Prager_ Industrie ist hinlänglich bekannt. Seit 187g ist Schulz vom k. k. Unterrichtsministerium zum ordent- lichen Professor der Architektur am böhm. Polytechnikum ernannt. Seit seiner Rückkehr von Italien war er als praktischer Architekt thätig, wodurch er in der vortheilhaften Lage war, mit dem Gewerbe in stetem Contacte zu bleiben. Von den vielen Bauten und andern Arbeiten, die nach seinen Entwürfen ausgeführt wurden, sei hier nur erwähnt, dass die Wiederherstellung der alten Räume, die der Herzog von Fried- land im Waldsteimschen Palais bewohnte, ferner der innere künst- lerisch sehr reich durchgeführte Ausbau der Villa Gröbe bei Prag und der Hauptantheil am Baue des Künstlerhauses uRudolf-inumn der Thätig- keit des Architekten Schulz angehören. Vorlesungen im Oesterr. Museum. Am 20 December sprach Direclor Cum. Sitte über uDie Entwicklung der lrchitektonischen Formenlehre: Der Vortragende begann mit Besprechung der ältesten Ausgaben der Zehn Bücher über Architektur von Vitruv. Das dritte und vierte Buch enthalten Grundzuge einer nrchitektonischen Formenlehre und diese sind es, welche auch frühzeitig separate Bearv beitungen und Erweiterungen als die Lehre der Faulenordnungen erfuhren; zuerßt VOn den Italienern, darunter meist Architekten ersten Ranges, wie L. B. Alberti, Serlto, 6a