rninisteriums waren Sectionschef Fidler und Dr. Karl Zeller erschienen.
Dass sämmtliche hiesige gelehrte und Kunst-Institute und Corporationen
Vertreter abgesandt hatten, ist selbstverständlich; auch der Bürgermeister
der Stadt Wien, die Excellenzen Stremayr und Glaser, der Prälat des
Schottenstiftes, der Propst der Votivkirche waren erschienen. Besondere
Theilnahme wandte sich der Szjährigen Mutter Ferstel's zu, welche mit
den übrigen Angehörigen der Familie dem Feste beiwohnte.
Nach dem Erscheinen Sr. kais. Hoheit Erzherzogs Rainer intonirte
der Akademische Gesangverein, welcher bereitwilligst der Einladung
gefolgt war, seine Theilnahme an der Feier des Erbauers der neuen
Universität zu manifestiren, einen Festchor von dem Universitäts-Musik-
director R. Wein wu rm, unter persönlicher Leitung des Componisten.
Hierauf hielt der Vice-Director des Museums, Reg-Rath Jac. v. Falke,
die Festrede, eine oratorische Meisterleistung, ebenso vollendet in der
Form, als voll Pietät für den Gefeierten. Nach der darauf erfolgten
Enthüllung des Denkmals wurde die Versammlung eingeladen, die Aus-
stellung von Aufnahmen, Skizzen und Entwürfen FersteFs zu besichtigen,
welche den Saal lX und den ganzen Vorlesesaal ausfüllt. Ein Beweis von
FerstePs staunenswerther Schaffenskraft, ist diese Ausstellung zugleich
von größter historischer Bedeutung, zur Würdigung von Ferstel's indi-
vidueller künstlerischer Entwicklung, wie iener der neueren Wiener
Architekturbewegung überhaupt. Durch die Zusendung von FerstePs
großartigem und allseitig bewundurtem Projecte für das Parlaments-
gebäude in Berlin hat das königl. preußische Ministerium die Museums-
direction zu besonderem Danke verpflichtet.
Außer den architektonischen Aufzeichnungen und Entwürfen Ferstel's
dürften die Besucher der Ausstellung wohl auch dessen Porträte besonders
interessiren, und wir wollen hier namentlich auf jene aus der Jugendzeit
des Meisters verweisen. Da ist ein kleines Aquarellporträt (o'25 : 0' 18 Ctm.)
aus dem Jahre 1831 von J. Passini. Derselbe (geb. 1798, gest. in Graz
1874.) war ein Freund von Ferstel's Vater, der in Malerei dilettirte und
gerne mit Künstlern verkehrte. Hier ist der spätere Künstler als spie-
lendes Kind dargestellt mit Peitsche und Kreisel in der Hand, doch ist
selbst aus diesem Köpfchen mit dem seelenvollen blauen Auge bereits
entschlossener Wille abzulesen. Es ist eine schöne Familientradition, dass
der Knabe, als seine Schwester gerade Unterricht erhielt, unaufgefordert
sich hinzusetzte mit den Worten: vNun will ich auch lernenu und fortan
gerne den Unterrichtstunden beiwohnte. Das Aquarell ist in der Art
Fendi's gemalt und Eigenthum der Mutter Ferstel's. - Ein zweites
Porträt vorn Jahre 1846 ist von E. Young, einem Schulkameraden
FerstePs, gemalt (20: 19 Ctm.). Der Kopf ist aquarellirt, die Gestalt,
Kniestück, mit dem Stifte gezeichnet und nur leicht in Farbe gesetzt.
Das blonde Haar des Kinderköpfchens hat sich inzwischen gebräunt, die
Gesammterscheinung ist vornehm, wie Ferstel überhaupt später an der