_ X47 nachzukommen hatte, war für die Anordnung der Werke und der Kunst- und Musterblätter hier ein ganz neues, von den bisher üblichen grundverschiedenes System erforderlich. Da ist es allein Schestag's unvergängliches Verdienst, diese Aufgabe derartig gelöst zu haben, dass sein System sich seitdem durch zwei Jahrzehnte am Museum unübertrefflich bewährt hat, und nun allenthalben die genaueste Nachahmung findet. Dies gilt ganz besonders von seiner Eintheilung der Ornamentstiche nach den kunstindustriellen Gruppen, nach Ländern und Meistern und chronologisch zugleich , wie sie bereits der 1865 veröffentlichte und vollends der, auch in Bezug auf Buchausstattung muster- giltige, illustrirte Katalog der Ornamentstichsammlung vom Jahre 1873 aufweist. Er lieferte hier das erste Beispiel und gleichwohl zugleich das Muster wissenschaftlicher Anordnung der Ornament- blätter, welche bishin fast gering geschätzt, erst durch sein die Bedürfnisse der Industrie eminent förderndes System der Aner- kennung in der Kunstwelt und der Verwerthung in der kunst- gewerblichen Praxis zugeführt wurden. Nicht minder Lobens- werthes ist von seinem 1869 publicirten Katalog der Bücher- sammlung zu sagen, in welchem er das anscheinend ganz leichte, in der That aber sehr schwierige Problem löste, die kunsthisto- rische Bibliothek mit den Gruppen der Museums-Sammlungen in möglichste Parallele zu bringen. Außerdem veröffentlichte er im Jahre r876 die "Gefäße der deutschen Renaissancei- (Punzenarbeiten), mit einer Einleitung, welche ihn in eine gelehrte Polemik verwickelte. Wer den Dahin- geschiedenen und seine Art zu arbeiten kannte, für den war der fürSchestag günstige Ausgang fast selbstverständlich, denn es scheint undenkbar, dass dieser je ein unüberlegtes Wort gesprochen, viel weniger einen unrichtigen Satz niedergeschrieben habe. Er hatte eben SickeYs Schule durchgemacht und die dortige Disciplinirung, auf das kunstwissenschaftliche Material übertragen, bewahrte ihn stets vor voreiligen Urtheilen und lrrthümern. In Wort und Schrift mit seiner Meinung gleich zurückhaltend, war Schestag dem Anschein: nach wortkarger Natur. Gleichwohl war er dies im Freundeskreise durchaus nicht und nie, wenn ihn Jemand in seiner Amtsthätigkeit um Rath und Meinung anging. Da schied keiner ohne positive Belehrung von ihm, denn er stellte in solchem Falle sein gediegenes Wissen, das er, die Ge- sellschaft meidend, sich in ungewöhnlichem Maße angeeignet hatte, mit voller Selbstlosigkeit zur Verfügung, unbekümmert um