rächt, wenn man glaubt, man brauchte in der Kunst nur mit einer gewissen Genialität aufzutreten, um des Erfolges sicher zu sein. Wer in der Kunst- geschichte blättert, wird erkennen, dass alle unsere großen Künstler, dass alle Jene, welche uns in der Gegenwart und aus der Vergangenheit als Vorbild dienen, fleißig gewesen sind. Also auf Fleiß und Ausdauer, welche ich als die sittlichen Eigenschaften eines jeden Künstlers bezeichnen möchte, erlaube ich mir ganz besonders aufmerksam zu machen. Bei Makart waren diese beiden Eigenschaften in hohem Grade vorhanden. Er hat trotz seines Wanderlebens ein geregeltes Leben geführt; seine Stundeneintheilung war in der letzten Zeit seines Wiener Aufenthaltes consequent dieselbe. Vom frühen Morgen bis zur Mahlzeit zwischen 4- 5 Uhr war er in seinem Atelier thätig; um 3 Uhr empfing er Fremde oder Personen, die ihm näher standen. Nach dem Essen war er wieder bei der Arbeit und zwar sehr oft bis in die Nacht hinein thätig. Ein großer Theil der Arbeiten, von denen wir später sprechen werden, ist spät Abends ausgeführt worden. Dass ein so reiches und unermüdliches Phantasieleben auch nach und nach die physischen Kräfte eines Menschen aufzehrt, ist nur zu begreiflich. Makart war einer von den Malern, welche ihre Kunst vom univer- sellen Standpunkte aufgefasst haben, nicht nur von dem Standpunkte eines Malers, umsomehr, als er auch architektonisch gebildet war. Wie bekannt, ist Makart einer Familie entsprossen, die von Hause aus unbe- mittelt war. Sein Vater war in dem kaiserlichen Schlosse in Salzburg bedienstet"). Professor; Mayburger, der an der Realschule in Salzburg wirkte, machte zuerst auf das Talent des jungen Makart aufmerksam und seinen Bemühungen gelang es, die damals in Salzburg lebende Kaiserin-Mutter Carolina Augusta für den jungen Mann zu interessiren und die in ihrer Wohlthätigkeit unermüdliche Kaiserin hat es möglich gemacht, dass Makart die Realschule in Salzburg besuchen konnte. Die Gunst des Hofes, speciell des Kaisers, blieb Makart sein ganzes Leben hindurch; ihr verdankt er sein Atelier und eine Reihe von großen Auf- trägen, die leider unvollendet blieben. Von Salzburg ging Makart im Sommersemester 1858 nach Wien und trat in die Vorbereitungsschule der Akademie der bildenden Künste ein, blieb aber nur einige Monate, da wahrscheinlich seine Mittel einen längeren Aufenthalt nicht erlaubten und es den Salzburger Kunstjünger immer nach München zog, wo er speciell an Piloty einen seinem Genius entsprechenden Lehrer fand. Aber gern kehrte er wieder nach Wien zurück, mit dessen Bevölkerung ihn eine geistige Wahlverwandtschaft verband, wo er in Nicolaus Dumba schon i872 einen Kunstfreund fand, der ihm einen Auftrag ertheilte, welcher dem jungen Künstler Gelegenheit gab, sein glänzendes Talent ') Nach lnnsbrucker Nachrichten war der Großvater Makarfu Tiroler und Burg- verwaher in Innsbruck gewesen.