14.0 A reiche Künstler und Kunstfreunde. Auch die alten Meister haben es so gehalten, auch sie waren sozusagen Kunstsammler und Kunstfreunde. Wir sind z. B. über Rembrandt und Rubens sehr genau informirt und wir können behaupten, dass, wenn es gelänge, die Ateliers der beiden Künstler wieder zu reconstruiren, die so entstandenen Räume für uns Vorbilder ersten Ranges sein würden. Makart war also ein enthusiastischer Sammler nicht aus nobler Leidenschaft, sondern sich vollbewusst, dass einsnnä} geheuerer, nie zu erschöpfender Schatz in den alten Kunstwerken liegt. Makart war im Umgange sehr schweigsam. Er hat sich an den Spruch Goethe's gehalten: Bilde Künstler, rede nicht, Nur ein Hauch sei dein Gedicht. Es gibt zwar Künstler, denen die Redekunst als eine Gottesgabe zugeflogen ist, doch ist bei einem Künstler nicht die Rede, sondern die Leistungsfähigkeit in seiner Kunst die Hauptsache. Wenn Makart Kunstansichten äußerte, so hat er immer, wie man sagt, den Nagel auf den Kopf getroffen und auch in amtlicher Stellung sich stets in Kunst- angelegenheiten klar und bestimmt ausgesprochen. Es erübrigt uns noch einen Punkt zu berühren, nämlich die Stellung Makarts zur Wiener Gesellschaft, speciell der vornehmen Gesellschaft zu erörtern. Die Wiener Gesellschaft wird heutigen Tags vielfach angefeindet, insbesondere von Jenen, welche wünschen, dass Wien nicht existiren sollte. Aber die Wiener Gesellschaft ist eine ganz eigenthümliche und im höchsten Grade beachtenswerthe. Man muss sich z. B. nur erinnern, welche bedeutende Opfer von Seite der vornehmen Wiener Gesellschaft in den letzten Jahren für kunstwissenschaftliche Expeditionen gebracht worden sind. Sie bringt jedem Künstler von größerer Bedeutung ihre Huldigung. So verschieden die Gesellschaftsschichten in Wien sein mögen, in allen fand Makart enthusiastische Freunde, ganz besonders in Volks- kreisen; dies bezeugte die Leichenfeier. Makart war in Wahrheit ein populärer Künstler. Die Wiener Gesellschaft ist eine liebenswürdige, musikverständige und phantasiereiche, was ihr einen eigenthümlichen Cha- rakter und Reiz verleiht; sie kommt jedem echten Künstler, welcher Nation und Confession er immer angehören mag, mit offenen Armen entgegen. Makart war unter dieser vornehmen Gesellschaft ebenfalls einer der Vornehmen, und dass er sich als solcher gefühlt hat, daran hat er recht gethan. Unter den Künstlern, mit welchen Makart am meisten in Wien verkehrt hat, ist Berres, Leopold Müller, Julius Berger, Charlemont, Hasenauer, Tilgner, Architekt Kaiser, An. Streit, William Unger und der Maler Pettenkofen zu nennen, eine Elite von Wiener Künstlern, welche mit ihm sympathisirt haben und verwandte Ziele, wie Makart, verfolgen. Was nun die Nachahmung seiner Vortragsweise betrifft, so hat er zu einer solchen Nachahmung Niemanden aufgefordert, im Gegentheil