272 stellung übergegangen, aber nur ein wenig. Der Eindruck wird völlig beherrscht von dem, was wirklich gut und lehrreich ist, selbst von dem, was heute in Missachtung sinkt. Es ist noch aus dem vorigen Jahrhun- derte glücklicher Weise gut und zahlreich vorhanden. Die keramische Ausstellung des orientalischen Museums erfreut sich eines großen Verzuges, dessen sich nicht jede Ausstellung rühmen kann: sie ist sofort schon mit einem vortrefflichen, schön ausgestatteten, mit Abbildungen reich verzierten Kataloge eröffnet worden, ein Verdienst des Directors Herrn von Scala, das mit großem Danke anzuerkennen ist. Aber wenn eine Specialausstellung, so ist es diese, in welcher der Besucher eines guten und zuverlässigen Führers bedarf. Das beweisen die Umstände, die wir schon auseinandergesetzt haben. Katalog und Ausstellung vereint, sind auch ganz geeignet, uns in die neu erworbene Kenntniss oder vielmehr Wissenschaft der orientalischen Keramik einzuführen. Die Beschreibungen des Kataloges, welche Zeit und Herkunft angeben und sonst mancherlei wissenswerthe Mittheilungen machen, stützen sich auf die neuen Nachforschungen, und soweit diese zuverlässig, werden wir auch wohl den Bestimmungen des Kataloges folgen können. Immerhin mögen wir dabei nicht außer Acht lassen, dass die wechselseitige und unausgesetzte Imitation bei Japanern wie Chinesen alle Bestimmungen einigermaßen schwankend macht. Indessen für die Mehr- zahl der Besucher wird es ausreichen, Gruppen, Arten und Specialitäten kennen zu lernen, zu unterscheiden und sich auch für die Zukunft zu merken, und dazu ist der Katalog vollkommen ausreichend. Er ist es um so mehr, als er mit doppelter Einleitung versehen ist, welche über die Geschichte der ostasiatischen Töpferkunst, soweit wir sie kennen, wohl zuverlässige Daten gibt. Beide Aufsätze sind von Autoritäten ersten Ranges (französisch) geschrieben, derjenige über China von dem Kenner und Sammler Du Sartel, derjenige über Japan von Louis Gons e, dem Verfasser des prächtigen Werkes vIfArt japonaisu. Danach erscheint die Erfindung und Ausbildung des Porzellans weitjünger, als man gewöhnlich angegeben findet und namentlich in China selbst angenommen wird. Die Erfindung des wirklichen Porzellans datirt in China erst vom g. Jahrhunderte unserer Zeitrechnung, und die volle Ausbildung und Blüte- zeit beginnt erst mit dem 15. Jahrhunderte. Alle früheren Daten können sich nur auf unglasirte oder glasirte Terracotten beziehen, nicht aber auf wirkliches Porzellan. Lange Zeit, vom 9. Jahrhunderte angefangen, war das chinesische Porzellan nur weiss und gelangte erst nach und nach zu der Fülle seiner Farben. Noch später beginnt das japanische Porzellan, das ja von China Lehre und Ausgang nahm. Erst gegen das Jahr 1520 wurde die erste Porzellanfabrik in der Provinz Hizen gegründet; was sie arbeitete, waren chinesische Nachbildungen von ziemlich einfacher und roher Art. Erst mit dem Beginne des 17. Jahrhunderts erhielt die japanische Keramik Schwung und Originalität. Heute sind beide Fabricationen, die