Beilage zu Nr. 231 der „Mittheilungen des k. k. Oesterreieh. Museums." In Prag befinden sich in den verschiedenen Staatsanstalten so viele ausgezeichnete Kräfte, dass es bei nur einigermaßen gutem Willen und gegenseitigem Entgegenkommen leicht sein dürfte, Vorträge zu ver- anstalten, welche den verschiedenartigen Bedürfnissen des Prager Publicums entgegenkommen. Die Wahrnehmungen, welche ich über die kunstgewerbliehen Bewe- gungen in Prag und Böhmen jüngst gemacht habe, sollen bei nächster Gelegenheit erörtert werden. Papyrus Erzherzog Rainer. V. Die Installation der Sammlung, welcher behufs ihrer systematischen Aufstellung bekanntlich im k.k. Oesterr. Museum eigene zweckentsprechende Räume zugewiesen werden sollen, ist bisher so weit fortgeschritten, dass bereits über 200 Papyrus nach vorausgegangener sorgfältiger Behandlung zwischen Glasplatten gebracht, als conservirt gelten können. Auch die Durchforschung der Papyrus hat seit unserem vierten Be- richte wieder wichtige Ergebnisse aufzuweisen. Unter den griechischen Stücken fanden sich neuerdings umfangreiche Fragmente zu der mehrfach erwähnten ästhetischen Abhandlung, die vielleicht auf Aristoteles zu- rückgeht. In die alte Liste der griechisch geschriebenen Kaiser-Papyrus fügen sich weitere Exemplare ein von Marc Aurel, Severus Alexander, Gordian und Philippus Arabs; als ganz neu kamen hinzu Carus und Licinius. Auch fand sich ein historisch ungemein wichtiger Papyrus vor, der, obwohl ganz unansehnlich, doch glücklicherweise die entscheidenden Daten enthält, wodurch der bisher noch strittige Regierungsanfang des Kaisers Maximinus Thrax Gxirt wird. Es geht nämlich aus diesem Schrift- stücke hervor, dass der genannte Kaiser bereits Ende März 235 n. Ch. den Thron bestiegen habe, während der frühere Theil des Monats officiell noch von der Regierung des Severus Alexander ausgefüllt war. Unter den seltenen lateinischen Papyrus sind zwei Quittungen des Actuars Sergius aus dem Jahre 398 n. Ch. bemerkenswerth; es sind dies die ältesten datirten lateinischen Documente, welche man über- haupt kennt. Ein anderes wohlerhaltenes Schriftstück dieser Gruppe, aus dem V. Jahrhundert, enthält einen Erlass des Provinzial-Gouverneurs, mittelst welchem vier Soldaten der V. Legion abcommandirt werden, um x. ßa. 1884. 21