200 Literaturbericht. Falke, Jacob v., Der Garten. Seine Kunst und Kunstgeschichte. Berlin und Stuttgart, W. Speuiann. 159 S. gr. 8. Schon das Verzeichniss der vom Verfasser behufs der lllustrationen seines Buches benutzten Werke gestattet auch dem Laien den Schluss, dass das Gebiet der Garten- ltunst, in früheren Zeiten so sehr cultivirt, in unseren Tagen sehr spärlich bearbeitet wird. Besonders fehlte es an einem Werke, welches nicht bloß einzelne bedeutende Gartenanlagen bespricht, sondern das ganze große Thema nach ästhetischer und histo- rischer Richtung in Betracht zieht und darum ist die neue Arbeit Falke's, dessen Vor- trage nüber den Garten: im vorigen Jahre mit so großem Beifalle aufgenommen wurden, in doppeltem Maße willkommen zu heißen. Der erste Theifenthalt die Theorie: t. den regelmäßigen oder architektonischen, z. den unregelmäßigen oder natürlichen Garten, 3. den Garten unter dem Einlusse bestimmter Bedingungen behandelnd, mit conse- quenter begrilflicher Festhaltung des Gartens als die der Kunst unterworfene Natur. Der zweite Theil gibt die historische Entwickelung des Gartens vom Alterthum bis zur Neuzeit, mit besonderen Abschnitten über den Garten des Orients, über den italie- nischen, franzbsisehen, englischen und den modernen landschaftlichen Garten. Nicht weniger als 69 blattgroße, sorgsam ausgewählte und ausgeführte Illustrationen sind eine ebenso lehrreiche als schone Beigabe des Werkes, das in der That geeignet ist, Kunst- und Naturfreunde zum Danke gegen Falke, den unermüdlichen Aesthetiker und Schrift- steller zu verpßichten, zum Danke für seine neuerliche Anregung einer Reform auf einem Gebiete, welches derselben gerade bei uns dringend bedürftig ist. -l- Vorlegeblätter für Dec0rations- und Schriftenmaler, gewerbliche Fach- und Fortbildungsschulen. Reichverzierte Initialen im Charakter der italienischen Frlihrenaissance; gesammelt, ergänzt und herausgegeben von Carl Mell, Professor an der Staatsgewerbeschule zu Salzburg. Fol. Diesem completen Alphabete, das hier zum Zwecke genauen Dctailstudiums in großem Format bearbeitet wurde, lagen die vortrefflichen Originaltypen von folgenden Werken vor: aGabrielis de Zerbis, Anatomiae corporis humani. Venetiis per Bonetutn Locatellum 15021. - Ptolomeus Alexandrinus, Astronornicon. Venetiis i496 per Joh. Hertzog. - Diomedes de arte grammatica. Venetiis 1500 per Joannetn de Tridino. - Joannes Bocatii. Venetiis 1506. - Comelii celsi, Med. Venetiis 1493. Joannes rubeus. - Einzelne fehlende Buchstaben wurden in gleichem Style durch Originalcompositionen- von Prof. Mell ersetzt, denen das unumschrankte Lob treuesten Eingehena auf den Cha- rakter der alten Meisterwerke gespendet werden muss. Das Werk ist zugleich eine Erganzung einer früheren Publication des Oesterr. Museums, nämlich der Initialen- Constructionen nach A. Dürer, herausgegeben von Cam. Sitte. Die schonen Ornamente der quadratischen Grundßachen der Buchstaben sind in Niellomanier durchgebildet und erscheinen in der bedeutenden Vergrößerung dieser neuen Bearbeitung im Maßstab: von Holzintarsien. Das Werk bietet daher auch zahlreiche Motive für lntarsia, Aetzungen auf Eisen, Messing etc. Außer dem zarten Rankenwerk mit Blättern, Kelchen, Knospen und Blüthen sind als Motive zu nennen: Fruchtkbrbe, Delphine, Putten, Adler, Tauben. Prof. Mell erweist sich in Allem, im Figuralen wie im Ornament. in der Bearbeitung der alten Muster wie in den eigenen Compositionen als feinfühliger Künstler und treßlicher Zeichner. Die Reproduction seiner Originale ist eine Scltularbeit der Fachabtheilnng für Reproductionsverfahren an der k. k. Staatsgewerbeschule zu Salzburg, welche unter der bewahrten Leitung von Prof. A. Czurda steht. Die a6 Blatter des Werkes sind auf pholo-lithographischem Wege hergestellt. x Lesebuch für Werkmeister und gewerbliche Fachschulen von Dr. Franz R. v. Haymerle. Nachdem gerade an gewerblichen Schulen die allgemein bildenden Disciplinen ge- wohnlich hinter dem eigentlichen Fachunterrichte zurückstehen, muss es mit Freude begrüßt werden, dass nun auch in dieser Richtung gleichsam der Ton angegeben ist, wie hier vorzugehen wäre. Noch mehr im' Sinne eines Musters für eine ganze Kategorie von derzeit noch ausstehenden Lehrwerlten, wie als vortrelTliche Einzelleistung über- haupt muss diese Arbeit des verdienstvollen Autors mit Freude begrüßt werden. R. von Haytnerle, als Ministerialsecretar selbst an der Leitung des gewerblichen Unterrichts- wesens in Oesterreich mitbetheiligt, besitzt jenen Ucherblick über die wahren Bedürfnisse