"Mit Gunstu. Aus Vergangenheit und Gegenwart des Handwerks. Von Bruno Bucher. Leipzig, Verlag von Fr. Wilh. Grunow, 1886. (Grenzboten-Samrnlung, II. Reihe, Bd. xo.) 8'. 463 S. M. 6. Unter der alten Begrüßungsformel der Handwerkerzünfte hat der Verfasser eine Reihe von Aufsätzen zur Geschichte des Kunsthandwerks und zur Frage der gewerb- lichen Erziehung zu einem stattlichen Bande vereinigt. Der Gunst weiterer Kreise die Werkstatt zu empfehlen, Interesse und Verständniss für die Erzeugnisse handwerklichen Kunstfieißes im Publicum zu vertiefen, mancher dasselbe theilweise noch beherrschenden Voreingenommenheit entgegenzuarbeiten und dadurch dem Kunstgewerbe selbst förderlich zu sein, ist das Ziel der in dem schonen Buche enthaltenen 27 Abhandlungen. Die das ganze einschlägige Gebiet gleichmäßig umfassende literarische Wirk- samkeit des Autors äußert sich auch in der vorliegenden Sammlung lehrbaft und orien- tirend nach vielen Richtungen kunstgewerblicher Thatigkeit. Dem ersten, die Kunst- bestrebungen und das Kunstbedürfniss der Gegenwart erOrternden Aufsatze xZur Popu- larisirung der Kunstu folgt eine Besprechung der Kunst- und kunstgewerblichen Thatig- keit in der nKlosterwerkstatt-t, als jener Statte, wo im frühen Mittelalter die gewerb- lichen Künste zumeist Fliege gefunden haben, bis dann das Gewerbe in den Städten erblühte und aus den hofhörigen Handwerkern Verbände gewerbetreibender Bürger wurden. Das Hervorwachsen der Zünfte aus der klösterlichen Genossenschaft und aus dem Hörigkeitsverhaltnisse, ihre Bedeutung als politische Verbindungen, ihr Bestreben vor Allem die Tüchtigkeit des Handwerkes zu wahren, iene Tüchtigkeit, welcher sie zumeist ihr Ansehen verdankten, schildert eine andere Abhandlung: nAus der Zunftzeitu. Die Gesetze und Ordnungen der Zünfte, die nZunftrollenl, werden besprochen, die Zu- stünde einer zünftigen Werkstatt vor aoo Jahren an dem Lebenslaufe des Handwerkers von der Lehrzeit bis zur Meisterschaft vergegenwartigt und auf die Lockerung und endliche Auflösung der alten Organisation der Gewerbe als Hauptursachen des tech- nischen und künstlerischen Verfalles der letzteren hingewiesen. Dem Manne, der dann vor mehr als dreißig Jahren die Reform auf kunstgewerblichem Gebiete begründet und dadurch tausendfaltiges Leben wachgerufen hat, Gottfried Semper und der Charakte- risirung seines Wirkens, ist der darauf folgende Artikel gewidmet. Weiters finden wir in dem Buche die neuen Resultate der Forschung über die Spitzenfabrication in Alencon, Mittheilungen über die Shawlweberei in Kaschmir und Puniab und eine biographische Skizze des hervorragendsten Vertreters der österreichischen Textilindustrie, Eduard Haas. ln dem schönen Aufsatze: IDie Blumen in der Kunst-i weist Bucher auf den Motiven- reichthum der heimischen Flora und die Verwendbarkeit dieses unendlichen Formen- schatzes für die Kunst der Ornamentation hin; in der Abhandlung: wDas Buch als Kunstwerk: gibt er schitzbare Winke für die innere und äußere Ausschmückung des Buches und plaidirt für die allgemeine Anwendung der lateinischen Lettern an Stelle der sogen. deutschen oder Frakturschrift. Weiters wird der Leser über die Lebensverhalt- nisse Jean Groliers, dieses lMuster eines Bücherfreundesr und seine Bibliothek unter- richtet. Für das Gebiet der Kunsttöpferei bringt die Sammlung eine Reihe trelflicher Abhandlungen: über nKrügeu, deren Formen und Benennungen, die nJakobas-Kannetjesa, die Fayencen von Oiron und die wahrscheinliche Entstehung ihrer Form und Decoration, über Bernard Palissfs Leben, künstlerische und literarische Arbeiten, über die Revu- lutionszeit im Spiegel des gleichzeitigen Fayencegeschirres, das älteste europäische Por- zellan, die Fabrik von Alcora in der Provinz Valencia und über die von König Karl III. in Capo di Monte bei Neapel und in Buen-Retiro bei Madrid gegründeten Porzellan- tuanufacturen. Der Glasindustrie sind zwei Aufsätze gewidmet; der eine bespricht die Ge- schichte der Glasmacherltunst in Venedig und Murano. der andere Bohmens Glashandel und die Entstehung und Organisation der böhmischen Glashandlungscompagnien im vorigen Jahrhunderte. Ein Artikel beschäftigt sich mit dem Holzbildhauer Albert von Soest und seinen Werken im Rathhause zu Lüneburg. Weiters theilt Bucher die Ergeb- nisse der neuesten Forschungen über den Kunsttischler Andre Charles Boulle und den Goldschmied Wenzel Jamitzer mit und knüpft daran eine Besprechung der noch erhal- tenen Werke des letzteren. Darauf folgt ein Aufsatz über Alter und Stoff der Bronze und eine größere Abhandlung über die Messen, die anlässlich der Kirchweihfeste abgehaltenen Mttrkte, als Vorläufer der Ausstellungen und über die bisherige Entwicklungsgeschichte der letzteren. Die beiden die Sammlung schließenden Abhandlungen: i-Werkstattlehre und Lehrwerkstattew und ndie Handfertigkeit und die Schule-i erörtern die Bestrebungen der Gegenwart, dem Handwerke durch Lehranstalten die alte Tüchtigkeit wiederzugeben. Wird in dem ersten Aufsatze einerseits die reformirte, von Nlissbräuchen befreite alte Werkstätte mit Fug und Recht als die beste Lehrstelle handwerklicher Geschicklichkeit bezeichnet, so wird andererseits auch die Richtung ahgedeutet, in welcher die Institution der Lehrwerkstatten dem Gewerbe von Nutzen sein könnte. Die letzte Abhandlung