MITTHEILUNGEN DES K. K. OESTERREICH. MUSEUMS KUNST UND INDUSTRIE. MOIIHiZSChÜAliIAiÜP Kuißtgewerbe. Herausgegeben und rcdigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums. Im Commissionsverlag von Carl Gerold's Sohn in Wien. Abonnementspreis per Jahr (i. 4.- Nr. g. (252) WIEN, September 1886. N. F. I. Jahrg. Inhalt: Das mlureske Omumeut. Von Prol. HIIIS Macht. - Uebcr den Einfluss des christlichen Rel liquiencultes auf dic bildenden Künste. Vou Prof. Dr. W. A. Ncumanu. (Form) H Angelegen- heilen des Oestcrr. Museums und der mit demselben verbundenen Institute. - Lileralurbeliclll. - Bibliographie des Kunstgewerbes. - Notizen. Das maureske Ornament. Vortrag, gehalten im k. k. Oesterr, Museum am 2.1. Jänner 1836 von Prof. Hans Macht. Der Cultus des Schönen, dessen Entwickelung wir stets im Parallel- laufe mit der Ausbildung der Cultur des Menschengeschlechtes erblicken, vollzieht sich, unabhängig von Ort und Zeit, nach ewig giltigen, unwanclel- baren Gesetzen; nach Normen, welche keinem von irgend einer bea stimmenden Autorität festgesetzten Dogma entspringen; welche durch keinerlei Machtspruch aufgehoben werden können; welche, sollte die gesammte Menschheit jedes Wissen von ihrer Vergangenheit mit einem Schlage verlieren können, aus sich selbst und aus innerer Naturnoth- Wendigkeit auf's Neue erstehen müssten, so wie die Mathematik darum doch nicht verloren wäre, sollte sie auch durch einen Bannspruch bis auf den letzten Lehrsatz getilgt werden können. Wie ein Phünix aus der Asche würde jedes wiedererstehen: Das Reich des S c h ö n e n und das des W a h r e n. Der Mensch folgt den sanften und dabei doch zwingenden Gesetzen des Schönen, ohne dass diese erst codificirt sind, ja, ohne dass sie dem menschlichen Geiste überhaupt zum Bewusstsein gebracht zu werden brauchen. Der mit normalen und unverbildeten Werkzeugen des Gesichtssinnes ausgestattete Mensch fühlt sich unbefriedigt gegenüber von schönheitslosen Erscheinungen und schaffend wird er, in fort- Jnhrg. 1886. 13