224 betont, dass die französische Maureske vorzugsweise abwechslungsreich erscheint und bei höchst correcter Linienführung in manchen Fällen einen heiteren, gewissermaßen spielenden Charakter annimmt; insbesondere wenn etwa noch die Farbengebung als belebendes Element hinzutritt. Ein Beispiel kostbarer polychromer Buchausstattung bietet ein Per- gament-Manuscript aus dern Besitze von Firmin-Didot zu Paris. Die Text- blätter (eine für Heinrich II. geschriebene Privilegienbestätigung der Notare von Paris) sind mit Randleisten mauresken Charakters von vollendeter Schönheit verziert. Wenn, wie ich früher bemerkt habe, das weite Gebiet der Keramik von der mauresken Verzierungsweise so gut als unberührt blieb, so kann ich eine der seltenen Ausnahmen in dieser Richtung, specifisch französi- schen Ursprunges, umsoweniger mit Stillschweigen übergehen: die in nur wenigen Exemplaren erhaltenen vielbesprochenen Arbeiten einer hoch- gebildeten adeligen Dilettantin, die Fayencen von Oiron oder, wie man sie früher nannte, die Henri IL-Gefäße. Sie sind zu bekannt, als dass ich mich erst auf ihre nähere Beschreibung einzulassen brauchte; ich will mich begnügen, darauf hinzuweisen, dass ihre Mauresken zu den besten zählen, welche überhaupt existiren, und dass die Oirongefäße, abgesehen von ihrer Technik, auch ihrer Verzierungsweise nach, als keramische Erzeugnisse vollständig vereinzelt dastehen; dieser Umstand aber eben durch das Factum erklärt wird, dass man es hier mit Dilettantenarbeiten zu thun hat, welche durchaus selbständig geschaffen von den Erzeu- gungsarten der französischen Keramik vollkommen unbeeinflusst waren. Auch die übrigen specilisch französischen Erzeugnisse mit mauresken Verzierungen sind zu sehr bekannt, als dass sie einer näheren Beschreibung bedürften. Die Emaillen von Limoges, deren en grisaille ausgeführten Malereien durch ein goldenes maureskes Rankenwerk eine passende Er- gänzung linden. Die Bucheinbände, welche den Stolz der französischen Biblio- philen ausmachten. Jedermann kennt die Namen Grolier, Majoli u. s.'w. Nur eine Gattung weniger allgemein bekannten Arbeiten möchte ich noch näher erwähnen: Jene Holzarbeiten, bei welchen Mauresken in der Technik der Incrustations a la royale, gleichbedeutend mit der deutschen sgekittetenc Arbeit, angebracht sind. Diese Verzierungen werden in der Weise gemacht, dass man sie wie eine Gravirung in großem Maßstäbe, mittelst eines hiezu geeigneten Instrumentes in die Oberfläche des Holzes schneidet, die Vertiefungen aber mit einer weißen Masse aus Sägespänen, Leim und Kreide wieder füllt und schließlich das Ganze glattschleift. Solche Verzierungen gleichen oft bis zur Täuschung einer Elfenbeinintarsia. "l