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Literatur - Bericht.
Mustergiltige Vorlageblätter zum Studium des Flachornamentes der ita-
lienischen Renaissance. Original-Aufnahmen aus S" Maria Novella
und dem Palazzo Riccardi in Florenz und aus S. Petronio in Bologna,
in natürlicher Größe aufgenommen von H. Herdtle. Lichtdruck von
J. Schober in Karlsruhe. Stuttgart, Paul Nel-f, 1884-86. gr. Fol.
Unter den Publicationen, welche eine systematische Grundlage für den Zeichen-
unterricht an kunstgewerhlichen Schulen zu schaffen bestimmt sind, stehen jene
H. Herdtle's mit in erster Reihe. ln richtiger Würdigung dessen, was hier die Haupt-
sache ist, correcte, klare Form und lebensvolle künstlerische Darstellung, stehen die-
selben, entsprechend den mannigfachen und langjährigen Erfahrungen Herdtle's, auf
gleicher Hohe mit dem Besten, was auf diesem Gebiete bisher erschienen. So ist denn
auch das genannte Vorlagenwerk, welches mit der zehnten Lieferung kürzlich zum Ab-
schlusse gebracht wurde, nach jeder Richtung ein werthvoller Gewinn für alle Lehr-
anstaltcn, an welchen das Ornamentzeichnen geübt wird.
Das Werk bringt in 30 Blättern die in den klassischen Formen der Frührenais-
sance gehaltenen Intarsien von Baccio d'Angnolo und den Brüdern De Marchis. Von
Ersterem sind es die Füllungen 'vom Chorgestühle in Santa Maria Novella in Florenz aus
dem Ende des 15. Jahrhunderts, Gefälle mit Pthnzen und Blumenschmuck auf reich
verzierten Basamenten, M sowie ein Fries des Bekrbnungsgesimses und das Basament
einer Füllung von demselben Chorgestuhle. Von den Arbeiten der De Marchis finden
wir Pilasterfnllungen und andere ornamentale Details von einem Stuhlwerke der Capelle
des heil. Sebastian in San Petronio in Bologna, ebenfalls aus dem Ende des 15. Jahr-
hunderts; es sind Gehange nus Waßen, Musikinstrumenten und kirchlichen Gerathen
bestehend, ferner Vogel, Vierfnßler, Gefäße von Olivenzweigen umrahmt u. A. Aus der
Capelle des Palazzo Riccardi in Florenz stammt endlich die Thürfüllung mit einem reich
gegliederten Candelaber mit Blumen und Früchten und den Wappenschilden der Medici.
Alle diese Blätter hat Herdtle an den betreffenden Orten mit größter Genauigkeit
unter Beibehaltung der Originalgrbße copirt, und in denselben Dimensionen sind auch
die Lichtdrucke ausgeführt. Es entspringen daraus wesentliche Vortheile, denn es ermog-
licht ein solcher Vorgang nicht allein eine sorgfaltigere Ausführung der Detailformen,
es wird auch unter diesen Umständen das richtige Verhältniss der gebotenen Motive
zur decorirten Fläche viel deutlicher zur Anschauung gebracht. - Damit sind auch die
Vorzüge von Herdtle's Arbeit gegenüber dem ahnlichen Werke Teirich's genügend ange-
deutet. Die Lichtdrucke von Schober genügen allen Anforderungen der modernen
Technik und muss dem gegenüber der Preis von 45 Mark als völlig entsprechend
bezeichnet werden. F-s.
ae
Elements d'archeologie chretienne par le chanoine Reusens. 2"" edition.
Tome I", p. 576, grav. 608. Torne llm", p. 622, grav. 578. Aix-la-
Chapelle, R. Barth, 1884-1886. 8".
Die zweite Auflage dieses Handbuches der christlichen Archäologie liegt nunmehr
nach dem Erscheinen des vierten Halbbandes vollständig vor. Es umfasst das gesammte
Gebiet der christlichen Kunstarchaologie und muss daher auch von den deutschen Forschern
berücksichtigt werden, deren lnteresse es noch in ganz besonderem Maße durch den Um-
stand erweckt, dass die Darstellung der Entwickelung der kirchlichen Kunst in Belgien
eine hervorragende Stellung darin einnimmt, wie denn auch die Mehrzahl der Illustrationen
auf die Denkmäler dieses Landes entfällt. Bei dem engen Zusammenhange zwischen
unserer mittelrheinischen Kunst und derjenigen des Niederrheines im Mittelalter. verdienen
die der letzteren gewidmeten Capitel volle Beachtung, namentlich da der Verfasser diesen
Theil seiner Aufgabe sehr gründlich und sorgfaltig gelost hat und von zahlreichen neueren
Funden, die theilweise unter seinen eigenen Augen stattgefunden haben, genaue Mit-
theilungen machen konnte. Anderseits war es aber in Folge dieser einseitigen Bevor-
zugung eines beschrankten Kunstterritoriums nicht zu vermeiden, dass andere Territorien
zu kurz gekommen sind: als christliche Kunstarchaologie Belgiens, ware das Werk ein
abgerundetes Ganzes geworden, als allgemeine christliche Archäologie ist es unzulänglich.
Auch die Disposition des Werkes ist nicht glücklich. Die Eintheilung der Abschnitte
nach den historisch aufeinander folgenden Stilen rechtfertigt sich allerdings durch den
Umstand, dass das Werk im Grunde nur ein Abdruck der Vorlesungen ist, die der
Verfasser während seiner langiahrigen Lehrthatigkeit an der katholischen Universität
von Lßwen gehalten hat, erweist sich aber für ein Nachschlagebuch unzweckmttßig; die
Jahrg. t886. t 5