lil, die wichtigsten Reliquiare anführen, welche in jener Glanzzeit die deutschen Werkstätten, wohl meist klösterlichen oder bischöflichen Besitzes, verließen. Kupferne, bronzene, fast immer ernaillirte Kofferchen befinden sich in vielen Schatzkammern: Arnbraser Cabinet, kais. Schatzkammer, Klosterneu- burg, Melk, Kremsmiinster, Prag, St. Paul und in vielen Privatsammlungen. Auch hölzerne, bemalte Kästchen gab es, noch linden sich solche in Klosterneuburg, Sigmaringen, im Germanischen Museum zu Nürnberg.- Ein Diptychon mit Reliquien (12. Jahrhundert) hatte einst die Sammlung Soltykolf (jetzt Kensington Museum). An großen Werken jener Zeit erwähne ich die schon oben behandelten großen Särge und Kreuze, in unserem Vaterlande befindet sich beispiels- weise das prachtvolle Goldkreuz von St. Paul in Kärnten, dessen jetzige noch aus St. Blasius stammende Fassung in die Mitte des 12. Jahr- hundertes gehört. Die herrliche Reliquientafel desselben Stiftes, die aber schon in's 13. Jahrhundert gehört, ist eines der schönsten Cimelien unseres Reiches. Während dieses ganzen Zeitraumes, da Deutschland und Frankreich so rüstig schufen, war Italien sehr zurückgeblieben. Stärker als irgendwo zeigt sich die Macht der byzantinischen Kunst, welche wohl die einseitige Flächenverzierung durch Filigran (Venedig), durch Niello (Florenz), durch Ageminatechnik (wie an den italienischen Thüren), durch Edelstein, welche wohl die Mosaiken sehr begünstigt, aber in der Plastik nichts leistete. Wohl wurde mit Hilfe der byzantinischen Meister noch manch' Pracht- volles geleistet, ich nenne manche Stücke aus dem Schatze von Monza, das Berengarkreuz , 9. Jahrhundert, das die Könige von Italien bei ihren Kriegen trugen, die Pala d'oro von S. Marco, aber nur waren es byzantinische, später im Mittelalter auch deutsche Meister, welche die Prachtwerke lieferten. Erst in der Mitte des 13. Jahrhundertes erwachte Italien aus dieser lethargischen Rohheit. Ein Mann, Nicolo Pisano, lehrte seine Zeitgenossen schauen und richtig zeichnen und wies sie auf die Antike und Naturbeobachtung hin und ihm verdanken wir ein wunderbar schönes Marmorreliquiar, zu dem später ja auch der junge Michel Angelo einen Engel arbeitete; ich meine das Grabdenkmal des heil. Dominicus zu Bologna ca. 1267. In den Söhnen des Nicolö Pisano führte sein Streben vorwärts auf neue Bahnen. Auch hier wie vor dem Sebaldusgrabe öffnet sich uns die Perspective auf die Grabdenkmale großer Männer; so sah die Sache am Anfange des 13. Jahrh. aus. Ein fortgesetzter Zufluss von Reliquien aus dem heil. Lande und aus Constantinopel fand statt, ja ein schwunghafter Handel, gegen den sich nun die Kirche selber kehren musste, ja die Einführung falscher oder verdächtiger Reliquien, die manch- mal die Leichtgläubigkeit der Abendländer in einem lächerlichen Lichte erscheinen lassen. Diese Reliquien waren aber häufig, namentlich wenn sie im Handel zu erwerben waren, nur in hölzernen Büchsen oder in Elfenbeinkästchen antiken, orientalischen (d. i.) arabischen oder byzan-