242 tinischen Ursprunges, wohl auch in Hörnern oder auch in arabischen Flaschen und Gläsern arabischen Ursprunges; so z. B. das Elfenbeinkästchen von Klosterneuburg, dann eines in Ravenna, St. Gereon in Köln, Würz- burg, die Hörner im Pragerschatze, die Gläser im Schatze der St. Stefans- kirche. Byzantinisch ist die Büchse, die zu einer byzantinischen Kuppelkirche ausgebildet, als Schrein des heil. Anastasius in Aachen gezeigt wird.. Diese neu aus Constantinopel gekommenen Reliquien, oder auch durch Theilung älterer Reliquien entstandenen kleineren Partikeln würdig zu fassen, hatten die Goldschmiede und Erzgießer genug zu thun. Aber das stete Blicken nach Constantinopel, die Sagen, die seit Jahrhunderten über den fabelhaften Reichthum der Stadt an Gold und Edelstein und Heiligthümern sich gebildet hatten, reizten schließlich die Beutesucht der Kreuzfahrer, die der Lockung der Venezianer zur Eroberung von Constantinopel keinen ernstlichen Widerstand -- trotz der Bemüh- ungen des Papstes Innocenz IlI. - entgegensetzten: und Constantinopel fiel, erobert von den Heeren der Lateiner. Ein Plündern begann im April 1204, wie es die Welt kaum je gesehen hat, dass nichts, was werthvoll über dem Erdboden war oder in Gräbern ruhte, dem Spürsinne der Räuber entging; bis 1261 dauerte das planmäßige Ausplündern der byzan- tinischen Kirchen und Paläste fort, so dass die Paläologen ein gänzlich ausgeraubtes Reich zurückeroberten, und die Künste, ohne jedes werthvolle Vorbild, sich vom Neuen aufbauen mussten und bis heute nicht recht vorwärts kommen: vergleichen Sie die russische Reliquientafel des Oesterr. Museums, welche nach der Umrahmung dem vorigen Jahrhundert angehören dürfte, aber jenen frommen und feinen Geschmack aufweist, der weit in's Mittelalter hineingehört; oder jene byzantinische Tafel aus dem 15.Jahrh., welche sich im Ambras er Cabinete befindet. Herrliche Werthsachen kamen aus jenem Raube nach Venedig, besonders S. Marco, dessen Schatzkammer, trotzdem sie 1231 vollständig ausbrannte, noch immer reich an byzantinischen Beutestücken jener Tage ist; nach Genua, nach Frankreich: St. Denys, Clairvaux, Soissons und besonders Paris, ich meine die Sainte Chapelle; nach Deutschland, besonders Corvey und Halberstadt, nach Limburg, wo das Siegeskreuz des Constantin Por- phyrogenitus sich befindet. Nach Oesterreich kam nur das Kreuz von Lilienfeld, dessen alte Fassung längst verschwunden ist. Da vor Allem der Schatz des Bucoleon geraubt wurde, so kamen nun die Menge von Reliquien aus der Kindheit und dem Leiden Jesu, kamen die alttestamentlichen Reliquien, die man im Westen nie besonders beachtet hatte, herüber: das Bucoleon hatte beispielsweise eine der Trom- peten des Josue, aufbewahrt für das jüngste Gericht, ein Horn vom Widder des Abraham, den Stab des Moses, den Tisch des Abraham u. s. w. Solche, wie Reliquien von unbekannten Heiligen, orientalischen Bischöfen und Mönchen hatten in Europa keine Zugkraft gehabt, jetzt kamen sie