247 (Besuch des lnaenma.) Die Sammlungen des Museums wurden im; Monate November von 8002, die Bibliothek von 27x: und die Vorlesungen von 955 Per- sonen besucht. (Neu ausgestellt.) Spielcassettte, Schildkrot mit Silbereinlagen, t8. Jahrh.; - Medaillon von Silber, gravirt und schwarz emaillirt, modern (Saal l); - Thonarbeiten aus Cochinchina und Pondischery, Geschenk des n. 6. Gewerbevereines (Saal ll); - eine Collection grüner Glaser der Fabrik Ehrenfeld bei Köln; - Glaspokal mit gal- vanoplastischer Montirung von Hecken in Petersdorf (Saal lll); - Kästchen von Holz mit Perlmuttereinlagen, Cochinchina, Geschenk des n. b. Gewerbevereines. (Vorlesungen) Am 4. November hielt Reg-Rath B. Bucher einen Vortrag über die englische Colonialausstellung in London. Die diesjährige große Ausstellung in London ist als die gelungenste von allen dort im Laufe der letzten Jahre veranstalteten bezeichnet worden, und sie verdient dies, indem sie das von England seit x86: befolgte und mehr oder weniger überall zur Geltung gekommene Princip: durch Entfaltung hochst mannigfaltiger, namentlich fremd- artiger Reizmittel das große Publicum für eine Ausstellung zu interessiren, welche eigentlich eine streng geschäftliche und nationale Tendenz hat, vollkommener und erfolg- reicher als je zuvor durchführte. Die Tendenz war diesmal, den Colonialbesitz Englands und die Productionskraft der über den ganzen Erdboden ausgedehnten britischen Colonien zur Anschauung zu bringen, dadurch das neuerdings etwas erschütterte Machtgefühl der Nation wieder zu befestigen und den Unternehmungsgeist zu ermuthigen. Der Schwer- punkt lag daher in den exotischen Naturerzeugnissen, die zugleich mit Geschick decorativ verwendet waren und durch Malereien, ethnographische Schaustellungen und die von Jahr zu Jahr reichere und buntete Gestaltung der gesammten Ausstellungslocalitaten Gebäude und Garten, unterstützt wurden. Für das Kunstgewerbe war fast ausschließlich die indische Abtheilung von Bedeutung, welche, dank der energischen Forderung seitens des indischen Gouvernements und einheimischer Fürsten und ergänzt durch die Beiträge von Privatausstellern, ein vollständiges Bild der gegenwärtigen Leistungsfähigkeit des Landes gewahrte. lm Vordergrunde stand hier die gesammte Metallindustrie mit den dazu- gehörigen decorativen Künsten, namentlich der Emaillage und der Lackarbeit, welche am meisten den nationalen Charakter bewahrt haben und sich zum Theile von neuen Seiten zeigten, während die Textilkunst als Fabrilts- und Strafhausarbeit gegen das vorn Hausgewerbe Geschaffen: vielfach zurßcksteht, und die Gefaßbildnerei in Thon, welche fast nur für die in lndien lebenden Europäer und für den Export beschäftigt ist, natur- gemäß von europaischem Geschmaclte beeinflusst wird. Sehr instructiv waren die sogenannten screens, Wande zwischen dem freien Mittelgange der indischen Abtheilung und den Ausstellungsplätzen, da an denselben die mannigfaltigen hinduischen und muhammedanischen Stylformen und Arten der Technik in Stein, Holz, Thon etc. zur Anwendung gebracht sind. Das Arran ement war durchaus praktisch: an die Galerie mit den von der Regierung herbeigescha ten nach den Provinzen geordneten Erzeugnissen des Kunstgewerbes schlossen sich ungezwungen die Stände der Privataussteller und anderseits die Naturproducte an. Die Preise der verkäuflichen Objecte waren meistens sehr hoch, dessenungeachtet hatten Londoner Händler unmittelbar nach der Eröffnung das Meiste mit Beschlag belegt. An den gewerblichen Arbeiten aus den australischen, polynesischen etc. Colnnien fiel auf, dass die Engländer wohl beilissen sind, ihren Geschmack und Ungeschmack dorthin zu verpflanzen, hingegen nichts thun, um die natürlichen Anlagen der Ein- gebornen und die Ansatze zu originellem Kunstschaifen zu pflegen. Ein besonders uner- freuliches Bild boten die von Damen geleiteten Zeichen- und Stickschulen. Am. lt. November hielt Director Dr. A. llg einen Vortrag aber den Maler Daniel Grau; wir werden denselben in den nächsten Nummern dieser Zeitschrift vollinhaltlich mittheilen. Literatur - Bericht. Plafond- und Wanddecorationen des XVl. bis XIX. Jahrhunderts. Heraus- gegeben von Ed. HölzePs Kunstanstalt und Bildhauer Reinhold Völkel. Mit erklärendem Texte von A. Ilg. Wien, Ed. Hölzel. Fol. Lief. 1 6. Mit der sechsten Lieferung ist ,das genannte Werk zum vorläufigen Abschluss: gebracht worden. Wir sa en zum vorläufigen Abschiusse, weil wir hoKen, dass sich die Herausgeber entschlie en werden, in kurzer Frist eine zweite Serie ihrer Publicatiun