Jahrhunderte die Goldschmiede ein wichtiges Arbeitsfeld zumeist an die
Gürtler verloren haben: fromme Nonnen fassten die Reliquien in Bildchen
zusammen und zierten sie mit über Papier oder Federkielen gesponnenen
Seiden- und Goldfäden und Perlen, das Ganze aber kam in eine oft
recht geschrnacklose Arbeit des Bronzearbeiters. Erst unsere Tage lassen
auch über den Reliquiaren eine etwas freundlichere Sonne leuchten: ich
erwähne die liebende Obsorge des Primas von Ungarn für die Erhaltung,
Restaurirung und Ergänzung des Graner Domschatzes; ich habe ein
Prachtreliquiar, für Welehrad bestimmt, auf Befehl des Erzbischofes von
Olmütz entstehen sehen; - aber wie wenig ist das gegenüber einem
ehemals so alle Künste bewegenden Theile des katholischen religiösen
Bewusstseins? S0 scheint es also gewiss, dass die Kunstgewerbe ein wich-
tiges Arbeitsfeld langsam, aber beinahe gänzlich verloren haben?
Aber gerade durch diesen Umstand haben die Goldschmiedekunst und
ihre Schwestern wesentlich an ihrem großen, monumentalen Charakter
eingebüßt; der Schaden ist nicht bei der Kirche, sondern bei den
Künsten. Die Künste können der religiösen Gedanken nicht entbehren;
ich will nicht von den großen, allanerkannten, von den Liebesgedanken
des Christenthurns reden, denn ich habe in diesen Zeilen, oberflächlich
wohl, aber für einen Ueberblick genügend dargethan, dass ein dem Fern-
stehenden fast nebensächlich erscheinender Gedanke, der der Verehrung
der heil. Reliquien, befruchtend und vielfach beschäftigend auf die bil-
denden Künste eingewirkt hat, dass keine derselben ohne Anregung
geblieben ist, vielmehr jede in ihm die Ausgangspunkte zu ewig zu
nennenden monumentalen Schöpfungen gefunden hat.
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
(Auszeichnung-J Se. k. und k. Apostol. Majestät haben mit Aller-
höchster Entschließung vom g. November d. J. dem Bibliothekar-Scriptor
am k. k. Oesterr. Museum für Kunst und Industrie in Wien Franz
Ritter in Anerkennung seines verdienstvollen Wirkens das Ritterkreuz
des Franz Joseph-Ordens allergnädigst zu verleihen geruht.
(Personalnaehriohiz) Der Gypsformator des Oesterr. Museums
Alexander Schroth wurde vom k. k. Handelsgerichte in Wien zum
Schatzmeister und Sachverständigen für Gypsabgüsse bestellt.
(Geschenk 1111 das Museum.) Herr Adolf Resch in Kronstadt
hat dem Museum eine Bronzemedaille zum Geschenke gemacht, welche
er aus Anlass des jüngst abgehaltenen Sachsenfestes hat prägen lassen.
Die Medaille, welche auf der Aversseite die Brustbilder der 20 Fürsten
Siebenbürgens (1538-1690), auf der Reversseite die 15 Comitatswappen
trägt, ist von Resch entworfen, von Schwerdtner gravirt und von Christl-
bauer geprägt.