325 der Heimat errichtet er ein Abbild der Trajansäule, und eine Ver- wandte des Kaisers Otto II., Mathilde, Aebtissin von Essen (geboren 94.9, 1- 1011) lässt vom Titusbogen den siebenarmigen Leuchter nachbilden. Und von der Zeit an erscheint der Kelch des Titusbogens in Hand- schrillen und wohl auch in Metall nachgebildet, neben den rohen Formen, die wir oben besprochen haben, bis er völlig dieselben verdrängt und als romanischer Kelch in Deutschland wie in Italien zur Herrschaft kommt. Der gehenkelte romanische Kelch aber tritt uns wie in einer typischen Urform (fast allzu kleine Henkel) im Kelche Heinrich Il. völlig gesichert vor Augen. Wäre nur der vom heil. Bernward selbst verfertigte Kelch nicht verschwunden! (Schluss folgt.) Die Textilindustrie im nordöstlichen Böhmen, betrachtet von der Seite der kunstgewerblichen Productionv Von Dr. Alois Riegl. (Schluss) Für die bedingungslose Hingabe an die jeweilige Mode lässt sich wenigstens nach einer Richtung ein Entschuldigungsgrund anführen. Dieser liegt darin, dass ein großer Theil des Absatzes für das Ausland bestimmt ist, und zwar für Länder, denen man die Reform schlechter- dings nicht octroyiren kann. Dies ist beispielsweise mit Italien der Fall, namentlich Süditalien und Sicilien, wohin äußerst grelle und bunte Steife ausgeführt werden. So verlangt es der Geschmack der Bewohner dieser sonnigen Himmelsstriche; doch was sollen wir sagen, wenn wir von den Aufträgen aus England hören, das die Reform theoretisch in's Leben gerufen, freilich praktisch niemals durchgeführt hat! Die englischen Bestellungen fordern neuerlich ganz eigenthümliche gelbbraune und bläu- liche Töne, die jedes Wohlgefallen an der Farbe unterdrücken. Nicht nur das Ausland, auch unser Inland trägt einen Theil der Verantwortlich- keit an dem unbefriedigenden Stande der Dinge: Galizien verwendet noch heute mit unverminderter Vorliebe Thierstücke als Bodenbeläge. Es darf ferner nicht übersehen werden, dass die vornehmsten Träger textiler Flächendecoration, die Seidendecorationsstoffe, von der Erzeugung im Kammerbezirke Mangels einer nennenswerthen Seidenweberei über- haupt ausgeschlossen sind, wodurch der kunstgewerblichen Production daselbst ein wichtiges Gebiet entzogen, den anderen Gebieten der Kunst- weberei aber die reichsten Anregungen vorenthalten erscheinen. Die Industriellen ihrerseits sind geneigt, die Hauptschuld an der schwankenden und haltlosen Situation dem Mangel an fachmännisch gebildeten Textil- zeichnern zuzuschreiben, einem Mangel, der auf keinem anderen kunst- gewerblichen Gebiete so schwer fühlbar, aber auch auf keinem anderen K"