359 und im Mittelalter die Orientalen und deren Erzeugnisse schlechthin sarazenisch genannt wurden. _Demnach gibt es Unterarten sarazenischer Kunst in Syrien mit dem Centrum Damascus, in Persien, lndien, Centralasien, in Nordwestafrilta, in Spanien und Süd- italien, in Anatolien, Armenien, der europäischen Türkei wie in Aegypten, jede mit besonderen Zügen, welche ihr die von den erobernden Arabern vorgefundene Cultur und eine bestimmte Kunstschule aufgepragt hat. Aegypten wahlte der Verfasser, weil in Kairo die Moscheen ein ungemein reiches und geschlossenes Bild der sarazenischen Architektur und Decoration geben, den Grundtypus veranschaulichen, welcher auch unter den phantasievollsten Schöpfungen zu Delhi und Grenada derselbe bleibt. Von der Literatur über diesen StofT erwähnt er Pascal Coste's Monuments du Caire (Paris 1839) als unwissenschaftlich im Text und unzuverlässig in den Abbildungen, Prisse d'Avennes' l'Art arabe. dessen vorzügliche Abbildungen von einem unzuläng- lichen Texte begleitet sind, da der Verfasser nicht in der Lage war, die arabischen Schriftquellen zu Rathe zu ziehen oder die lnschriften zu lesen, les Arts arabe von Bourgoin, welches für das geometrische Ornament, aber auch nur für dieses von großtem Werthe sei, die Abhandlung seines Vaters Edward Stanley Poole über den Einfluss der byzantinischen und der sassanidischen Architektur auf die arabische, endlich verschiedene Bücher und Aufatze, welche sich mit einzelnen Theilen des Stoffes beschäftigen; Kara- baöekk eigene Schriften scheinen ihm unbekannt geblieben zu sein, wohl aber macht er diesen Gelehrten für lrrthumer in Fischbach's Geschichte der Gewebe verant- wortlich. Nach einer geschichtlichen Einleitung, welcher Zeittafeln und genealogische Ta- bellen angehangt sind, folgt in elf Abschnitten die Besprechung der Architektur, selbst- verständlich am ausführlichsten die Moscheen Amru, lbn Tulun, Hassan etc. mit Total- und Einzelansichten und Planen, aber auch die bürgerliche Baukunst und die Einrichtung des Wohnhauses behandelnd, der Steinsculptur und Stuckarbeit, Steinmosaik, Holz- schnitzerei und Holzrnosailt, der Elfenbeim, Metall-, Glas-, Thonarbeit, Textilkunst, Miniatur und des Wappenwesens. Für die, meistens vorzüglich ausgeführten, Holzschnitte zu den Capiteln über Kleinkunst haben neben den kairenischen Sammlungen die Schätze des British und des Kensington-Museums und einige festlandische Anstalten die Originale gestellt, und auf diese Art ist in gewissen Zweigen, vornehmlich in Muschrabijen und eingelegter Holzarbeit, ein ungemein reiches Material zusammengebracht worden, welches für unser Kunstgewerbe unmittelbarer Werth hat, als die häufig abgebildeten Stein- und Stuckmosaiken. Das Namen- und Sachregister konnte etwas vollständiger sein. B. ü- Leone Leoni, sculpteur de Charles Quint, et Pompeo Leoni, sculpteur de Philippe ll., par Eugene Plon. Paris, Plon, Nourrit 8t (10., 1887. 4". IV, 43g S. M. 50'- Die kunstgeschichtliche Forschung hat sich in neuester Zeit erfreulicherweise auch solchen Epochen zugewendet, welche früher als zur Spatzeit gehörig mit einer sehr unbegründeten Gleichgiltigkeit vernachlässigt wurden. Zu solchen Aschenbrodeln der Kunstwissenschaft gehören neben dem gesammten Gebiete des Barock und Rococo namentlich auch die italienischen Plastiker der Nach-Michelangeleslten Epoche und wurden, gelegentlich gesagt, auch jene höchst interessanten, in der Regel als nMEHlE- ristenu geringschatzig abgefertigten niederländischen und deutschen Maler zu rechnen sein, welche unter ähnlichen Verhältnissen und Einllüssen in der Zeit Kaiser Rudolfs ll. erscheinen: die Spranger, Heinz, Hans van Achen etc. Was die Plastiker des Zeitalters anlangt, so haben Desjardims Werk über Giovanni da Bologna, Eugene Plon's Cellini und die Arbeiten, welche Verfasser dieses im Jahrbuche der kaiserlichen Kunstsamm- lungen über Adrian de Fries, Giovanni da Bologna und jüngst gleichzeitig mit dem hier' besprochenen Buche über Leone Leoni veröffentlichte, das brachliegende Gebiet zu bestellen den Anfang gemacht. Plon's neuestes, mit größter Opulenz und bestem Geschmack ausgestattetes Werk will, nach der Ueberschrift des Titels: Les maitres ltaliens au service de la maison d'Autriche, noch eine Reihe Zeitgenossen in den Kreis der Forschung einbeziehen, womit, wie wir erfreut gewahren, sich eine Bestatigung der Absichten und des Principes unserer Jahrbücher von fremder Seite ergibt. Unsere Vor- hersagung, dass es nur des Anstoßes von österreichischer Seite selber bedürfe, um in der Kunstgeschichte die hohe Bedeutung der habsburgischen Kunstliebe in's rechte Licht zu stellen, auf dass auch anderwärts eine bessere Erkenntniss aufdammere, hat sich glänzend bewahrheitet. Plon hat in monographischer Form, basirt auf das Studium der Werke, auf die bestehende Literatur und eine hochbedeutsame Urkundenausbeute aus italienischen und spanischen Archiven, Leben und Thätiglteit der beiden berühmten Mailänder Meister