474 wird jedoch nicht schwer sein zu beweisen, dass jener Schmuck wirklich als Gürtel gedient hat, und wir werden damit zugleich einen Typus für die Gürtelform des 3. Jahrhunderts gefunden haben.-Vor Allem sträubt sich das ästhetische Gefühl dagegen, der dicke, schwere Knoten in der Mitte eines festen Reifens hätte seinen Platz an der Kehle gehabt, aber auch als Schmuck eines Diademes wäre er sinnlos, da das Haupt bekrönt, nicht aber eingeschnürt werden soll, welche Function der Knoten doch augenscheinlich versinnlicht. Ein solcher Knoten ist aber bei einem Gürtel, dessen Aufgabe es ist, das Gewand festzuhalten und der Expansion des Körpers entgegen zu wirken, constructiv vollkommen gerechtfertigt und in künstlerischer Beziehung äußerst ausdrucksvoll. Was hätte aber ferner der Quastenbehang auf der Stirne zu thun, wo er nicht allein die Augen belästigen, sondern auch entschieden unschön wirken würde? Am Gürtel dagegen ist ein solcher Behang nicht allein vollkommen am Platze, son- dern auch literarisch und durch Denkmule genügend bezeugt"). Endlich aber befindet sich an diesem Schmucke zu beiden Seiten des Mittel- stückes eine Scharnier, mittelst dessen der Reif geschlossen und geöffnet werden kann, was ebenfalls darauf hindeutet, dass dieser Schmuck als Gürtel diente. Müssen wir aber an diesem einen Stücke einen Gürtel erkennen, so sind es andere ähnliche in der Krim gefundene Schmuck- gegenstände mit dem herakleischen Knoten in der Mitte und verschiedenen quastenartigen Behängen ebenfalls, denn bei diesen ist an ein Diadem gar nicht zu denken, da das eigentliche Band ein Kettengeflecht darstellt, wenn sie aber Stephani für Colliers hält, so spricht dagegen die in diesem Falle ganz unpassende Verzierung mit dem gordischen Knoten. Weitaus nicht dieselbe Mannigfaltigkeit an Formen, welche wir bei Ohrgehängen und Halszierden gefunden haben, ist im Alterthume bei den Armbändern zu bemerken, obwohl es, wie bereits erwähnt, mehrere Arten solchen Schmuckes gab. Um die schwellenden Formen eines weib- lichen Oberarmes, sowie den gerundeten Theil des Unterarmes in gefälliger Weise zu betonen, liebte man es hier enganschließende Armbänder zu tragen, dagegen legte man um das Handgelenk, dessen Zartheit und elastische Festigkeit hervorgehoben werden soll, lockeres, gegliedertes Ringwerk. Demzufolge haben wir in der Antike zwei Hauptformen von Armzier, feste Reifen oder Spiralen für die Weichtheile des Armes und - ') ln der llias legt Hera einen mit hundert Quasten versehenen Gürtel um, auf assyrischen Denkmälern kommen Gürtel mit Quasten vor, bei den Persern sind solche Gürtel Abzeichen der Königswürde, und ein bei Caere entdecktes Grab enthielt die Reste eines mit drei Quasten versehenen Gürtels. In jenen Fallen, in welchen man die Schnur als Gürtel verwendete, waren herabhangende quastenartige Enden etwas sich von selbst Ergebendes. Auch sind solche Endigungen sowohl durch zahlreiche Vasen- bilder, als auch durch eine Gewandfigur im Museo Borbonico deutlich veranschaulicht. Die Uebertragung des Quastenmotives auf goldene Gürtel lag daher nahe, ja in jenem Grabe bei Caere wurden goldene Fragmente eines Gürtelbehanges gefunden, die geradezu eine geltnotete Schnur imitiren.