477 nähern, und aus einer verzierten Scheibe bestehen, an der rückwärts die Nadel befestigt ist. Eine weitere Gattung Gewandnadeln besteht aus zwei Theilen, aus zwei parallel gestellten miteinander verbundenen Nadeln und aus zwei diesen entsprechenden Hülsen. Es scheint dies eine uralte Form zu sein, da sich bereits bei Homer eine Beschreibung Findet, welche auf dieselbe hinzudeuten scheint. Beispiele solcher Nadeln haben sich bisher aber nur ganz wenige gefunden. Große Freiheit gewährt die Decorirung jener Nadeln, welche zur Verzierung des Haupthaares dienten, und dem entsprechend hat dieser zierliche Schmuck namentlich in römischer Zeit zahlreiche Varianten aufzuweisen. Blüthen und Blumen, reich verzierte Knöpfe, kleine Thiere und Thierköpfe aller Art, Götterbilder und ganze Gruppen von Figuren, sowie quastenartige Behänge zeigen, welch' freie und fruchtbare Phantasie die Antike auch in diesen kleinen, nebensächlichen Dingen besaß. Ueberblicken wir aber zum Schlusse das besprochene Gebiet, so erkennen wir, dass die Form der Schmuckgegenstände in der Regel einfach ist, auf dieser Form aber eine ebenso eigenartige als reiche Ornamentation sich entwickelt. Diese Eigenart verdankt sie der strengen Anlehnung an die durch Technik und Material gegebenen Motive. Eine consequente Entwickelung aus sich selbst heraus, Hand in Hand mit dem feinsten Verständnisse für innere Gesetzmäßigkeit, ist es, welche wir am meisten am antiken Schmuck bewundern müssen. Maß und Reichthum stehen in voller Harmonie, weder verworrene noch kahle Stellen beleidigen das Auge. Die Details sind leicht und drücken nie auf die Gesammt- composition. In sicherer Führung ergießen sie sich über das Object, das sie bereichern, dessen Form sie accentuiren, ohne ihr jemals zu wider- sprechen. So empfangen wir auch hier auf verhältnissmäßig bewegtem Gebiete das Bild einer mit der gesammten Cultur des Alterthumes in lebendigster Wechselwirkung stehenden schöpferischen Kunstthätigkeit. Ja wir sehen, dass auch dieses Gebiet der antiken Kunst nicht als etwas Abgestorbenes und längst Vergangenes hinter uns liegt, sondern vielmehr heute noch in technischer, wie in formeller Beziehung seine normirende Bedeutung für uns hat. Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit demselben verbundenen Institute. (S6. MBJSStät der Kaiser) hat das Museum Freitag den 2:. Oc- tober mit Allerhöchst Seinem Besuche beehrt. Der Monarch erschien Mittags 1 Uhr und verweilte länger als eine Stunde. Vom Director Hof- rath v. Falke empfangen, und zunächst zu der Ausstellung der Ge- schenke für Papst Leo Xlll. geleitet, wurde Se. Majestät hier von den versammelten Erzbischöfen und Bischöfen, sowie von dem Comite dieser Jahrg. 1887. 13