MITTHEILUN GEN DES K. K. OESTERREICH. MUSEUMS KUNST UND INDUSTRIE. Monatschrift für Kllräistgewerbe. Herausgegeben und redigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums. Im Commissionsverlag von Cul GerolcPs Sohn in Wien. Abonnementspreis per Jahr H. 4.- Nr. 38. (281) WIEN, Februar 1889. N.F. IV. Jahrg. Inhalt: Casa Farnesina. Von Prof. Dr. losef Bnyer. (Form) - Die Schmuck-formen der Renu" Von J. Folnesici. (Schlusm) - Angelegenheiten des Oesxerr. Museums und der mi! dernlelhen verbundenen Institute. - Litenlurberichx. - Bibliographie des Kunngewerbes. - Notiz. ance. Casa Farnesina. (Das antike, im Gartengrund der Villa vFarnesina 1879 aufgefundene Haus.) Von Prof. Dr. Josef Bayer. (Fortsetzung) Wie verhält sich eigentlich die italisch-hellenistische Zimmerdecoration, die wir hier in einem so stilreinen Denkmal vor uns haben, zu den griechischen Stammformen? Was wir da sehen, ist etwas Abgeleitetes, aber dieses ist rein, ist classisch abgeleitet. Wie stellt es sich zu dem verloren gegangenen Urbild? Können wir nicht Rückschlüsse auf das- selbe machen? Wir betreten den schwankenden Boden der Coniecturen; aber wo wir auf eine so breite Lücke in der Kunstgeschichte stoßen, da gilt das Wort: ehrlich vermuthen heißt auch forschen. Jedenfalls bildete das prachtliehende alexandrinische Zeitalter, welches den griechischen Kunstgenius in den Dienst der Herrscher und Gewal- tigen stellte, und die stilvolle republikanische Tempelkunst der guten alten Zeit in eine formengeschmeidige, gefällig erfindsame Luxuskunst hinliberwendete, zuerst das System des n a c h in n e n g e k e h r t e n Schmuckes, der Ausstattung des lnterieurs aus. Aber jene frühere Kunstzeit baute wohl noch das Gerüste der lnnendecoration, als einen im Relief heraustretenden Wandbau, nach unverkennbaren architektonischen Principien auf, die sogar einen realen Ausdruck fanden. Man verwandte für die Halbschäfte und Capitäle der Wandsäulen, für die entsprechend ausladenden Gebälke und zarten Simen 2 .