Trotz unersetzlicher Verluste durch Ungemach jeglicher Art, trotz der Neuerungssucht späterer Generationen, welche bewirkte, dass fast Alles, was im Privatbesitz an altem Schmuck vorhanden war, einge- schmolzen wurde, trotz der Sorglosigkeit und Geringschätzung des I8. Jahrhunderts gegenüber den Werken der Renaissance, ist aus jenen ' einst so colossalen Massen noch immer ein ansehnlicher Schatz an Schmuckarbeiten des 15. und 16. Jahrhunderts auf uns gekommen. Er gibt uns Zeugniss von einer schier unabsehbaren Formenfülle, von einer künstlerischen Phantasie, an deren Höhe weder eine frühere noch eine spätere Epoche hinanreicht, er zeigt uns aber auch deutlich, dass seiner Entwickelung im Sinne der Renaissance bestimmte Grenzen gezogen sind. Die Renaissance wirkt umbildend auf das Detail, sie veredelt die Form, sie bereichert den Inhalt, sie löst in technischer Beziehung die schwierigsten Aufgaben, aber sie ist nicht im Stande, in jener durch- greifenden Weise von Innen heraus veredelnd und befreiend einzuwirken wie auf anderen Gebieten der Kunst und des Kunstgewerbes, sie kann den Schmuck nicht trennen vom Einflüsse des Costürns und somit von einem wesentlich malerischen Element, das in geradem Gegensatze steht zu jener architektonischen Entwickelung, welche den Schmuck der Antike beseelt und ihm jenen Adel verleiht, der ihn zum classischen Vorbild für alle Zeiten macht. Das einzelne Kleinod der Renaissance ist oft ein vullendetes Kunstwerk und steht, an und für sich, einem antiken Schmuck- stück ebenbürtig zur Seite, aber der Renaissanceschmuck als Ganzes ist nicht classisch, sondern er ist in seiner künstlerischen Gesamrnt- Wirkung ganz und gar abhängig von einem häufig in barbarisches Ueber- maB ausartenden Costüm, auf welchem er gleichsam gewachsen ist. Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit demselben verbundenen Institute. Auszeichnungen. Se. Majestät der Kaiser hat mit Allerh. Hand- schreiben vom 2. Januar die beiden Curatoren des Oesterr. Museums, den Präsidenten der n. ö. Handels- und Gewerbekammer Rudolf Isbary und den Dombaurneister Oberbaurath Friedrich Freiherrn v. Schmidt als Mitglieder auf Lebensdauer} in das Herrenhausvdes Reichsrathes berufen. - Der Curator des Oesterr. Museums, Herr L. Lobmeyr, hat von Sr. kön. Hoheit Herzog Luitpold, Prinz-Regenten von Bayern, ein seine Verdienste um die deutschnationale Kunstgewerbe-Ausstellung in München 1888 huldvollst anerkennendes Handschreiben erhalten. Von neuen Erwerbungen des Museums verdienen zwei beson- dere Erwähnung. Eine Dame, welcher das Museum bereits eine größere Anzahl meistens antiker Arbeiten verdankt, schenkte neuerdings eine Con- fectschale aus der bei uns selten vorkommenden Faiencefabrik zu Aprey