399 Zichy, nebst den Professoren der Kunstgewerbeschule und viele Aus- steller. Der Kaiser besichtigte im Säulenhofe die bosnischen Stoffe und erkundigte sich eingehend nach ihrer Herkunft und Entstehung. Der Kaiser war erfreut, zu hören, dass diese Arbeiten von Bosniakinnen, Schülerinnen des Oesterr. Museums, gearbeitet werden. Im ersten Stock- werke interessirte den Kaiser die durch das Ministerium arrangirte Aus- stellung der Fachschulen, deren vierzig vertreten sind. Im Vorlesesaale fesselten das Interesse des Kaisers jene Gegenstände, welche für den sogenannten -Hoftitel'-Taxfondsii beschafft wurden. Im Sitzungssaale be- sichtigte der Kaiser das neue Porträt des Protectors Erzherzog Rainer von Professor L'Allemand und die Marmorbüste des Grafen Zichy von Tilgner und fand beide außerordentlich gelungen. In die Ausstellung des Wiener Kunstgewerbe-Vereines eintretend, wurde der Monarch von dem Präsidium, den Herren R. v. Waldheim und Hanusch, empfangen und durch die Räume geleitet, in welchen sämmtliche Aussteller bei ihren Gegenständen anwesend waren und dem Monarchen vorgestellt wurden. Am Sehlusse, als der Kaiser sich nach andertbalbstündigem Verweilen verabschiedete, sagte er: nlch habe mich sehr gefreut, die Ausstellung zu sehen. Sie haben sich sehr viele Mühe gegeben; die Sache ist auch sehr gelungen und die Ausstellung zeigt sehr schöne Resultaten Se. königl. Hoheit der Prinzregent Luitpold von Bayern hat am Sonntag den z. Juni die Jubiläums-Ausstellung des Oesterr. Museums mit einem Besuche beehrt. Personalnaohrieht. Se. k. und k. Apostol. Majestät haben mit Allerh. Entschließung vom 2. Mai d. J. allergnädigst zu gestatten geruht, dass der Curator des Oesterr. Museums und Professor der classischen Archäologie an der Wiener Universität Hofrath Dr. Otto Benndorf zur außerordentlichen Dienstleistung in das Ministerium für Cultus und Un- terricbt berufen werde. - Geschenk 8.11 das Museum. Der Botschafter beim heil. Stuhle, Graf Revertera, hat dem Museum vier Fußbodeniiiesen aus dem Palazzo di Venezia in Rom, deren Entfernung durch Restaurirungsarbeiten noth- wendig geworden war und die allem Anscheine nach noch aus der Zeit der Erbauung des Palastes stammen, zum Geschenke gemacht. Elektrische Beleuehtimg der Museumsräume. ln Ueberein- stimmung mit dem ErzherzogvProtector brachte der Director in der Curatoriumssitzung am 24. Mai die elektrische Abendbeleuchtung des Museums in den Wintermonaten zur Sprache. Das Curatorium schloss sich seiner Anschauung an und fasste nach längerer eingehender Berathung einstimmig den Beschluss, besonders in Berücksichtigung der arbeitenden Classen, die Einführung der elektrischen Beleuchtung dem Ministerium auf das wärmste zu empfehlen. Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate Mai von 7956, die Bibliothek von 12.64 PCTSWE" besuchl- Vorlesungen. Am a8. Februar sprach Dr. Riegl i-Ueber die Entwickelung der Schrift im Zusammenhang: mit der Reihenfolge der Kunststileu. _ _ Der Vortragende beschränkte sich in seinen Darlegungen auf die Zeit von Christi Geburt bis zum heutigen Tage, räumlich auf das christliche Abendland. Ausgehend von den Steininschriften der Auguateiachen Zeit wurde die Entwickelung, der Bucberschrift durch die altehristliche Zeit bis zur Ausbildung der karolingiselien Minuskel _verfolgt f ein Procesa der Anpassung rein antiker Formen an die jeweiligen Bedürfnisse der in ihrer Entwickelung fonschreitenden jungen Culturvolker des Mittelalters, womit die B_e- wegung in den Künsten vollkommen parallel lauft. Von romanischer Zeit an ist es die-