494 und mancherlei Umgestaltungen, welche die Sammlung im Laufe der Zeiten durch- gemacht, sowie namentlich durch das bei den letzten Aufstellungen der Sammlungen vorhanden gewesene Bestreben, die Anordnung der Gegenstände vorzugs- weise nach decorativen Gesichtspunkten zu bewirken, eine Verwirrung in den Bestanden der großartigen Sammlung eingetreten war und der historische Hinter- grund, der ursprünglich allen in der Sammlung vorhandenen Stücken eigen war, bei vielen Gegenständen entweder bereits verschwunden war, oder zu verschwinden drohte. Vieles war verwechselt, Vieles war den Gegenständen angedichtet werden, Vieles war aber auch ganz in Vergessenheit gerathen -- --.- Diese Aeußerung, so gelassen in der Form, nach dern Wahlspruche des Kurfürsten August l. nSemper suavu, klingt aus dem Munde des Directors wie eine vernichtende Kritik auf alle Wunderwerke unserer Romantiker, Wachstignrenbewunderer, Theater- spieler und Tapezierer, die bisher in den ebenso kostbaren als wissenschaftlich bedeut- samen Waifensammlungen ihre Orgien gefeiert haben. Ja wir konnten, ohne ungerecht zu sein, noch viel weiter gehen und die bisherigen Aufstellungssysteme als den Grund- patzen der Conservation direct widersprechend erklären und es schon dieserbalben allein tief bedauern, dass man nirgends den Muth gefunden hat, solchen deutlich fühlbaren und eingestandenen Uebelstanden ein Ziel zu setzen. Und so ist auch unser Autor noch genüthigt, uns vom i-Paradesaalu in das nPi- stolenzimmer: und von da in den i-Schlachtensaal- zu führen, wie 39 Jahre vor ihm Frenzel; man bewundert die unsägliche Mühe. mit der er sich bestrebt, jeden einzelnen Gegenstand, der hier zur Decoration dient, auf seine kunstwissenschaftliche und histo- rische Bedeutung hin zu prüfen, wegen welcher er ja in der Sammlung allein vorhanden ist. Das ist eine harte, langwierige und nicht dankbare Arbeit, die sich der Autor durch seine Gewissenhaftigkeit noch saurer hat werden lassen. Nach einer Einleitung, die als eine selbständige Forscherarbeit ganz interessante und neue Daten zur Geschichte des Museums bringt, wendet sich der Verfasser den Gegenständen der Kunstkammer zu, über die er uns" als gewissenhaft vorschreitender Kunsthisturiker eine Menge Daten über Meister und ihre Werke bringt, die uns zum ersten Male vor Augen treten und als eine wesent- liche Bereicherung unserer Kunstgeschichte anzusehen sind. Schon in diesem Theile sind alte tief eingenistet: lrrthümer beseitigt worden. ln dem die Waffen behandelnden Abschnitte ist das Hauptgewicht weniger auf das waßcnwissensrhaftliche als auf das kunsthistorische Moment gelegt worden. Wenn das der Culturhistoriker, der Fachmann als einen Nachtheil empfinden kann, so ist der ver- ständige Kunatfreund dafür um so reichlicher durch eine große Zahl neuer Daten be- schenkt worden. Dessenungeachtet wäre es wünschenswerth gewesen, einige dem Laien unverständliche Bezeichnungen, wie i-Baillenkürassu etc. näher zu erklären. Die neu ge- botenen Daten über Waffenschmiede beruhen auf ernsten und mühsamen Studien und es ist sehr erfreulich, dass die Forschung sich nun auch entschiedener aufdieses kunsthisto- rische Gebiet hinüberwagt. Die Zuschreibungen des Verfassers an den Augsburger Plattner Anton Peffenhauser möchten wir noch nicht unterschreiben, da alle ihn betreffenden Dresdener Archivsdatcn auf nur gewöhnliche Gebrauchsstücke hindeuten. Jedenfalls werden die ihm in Dresden zugeschriebenen Prunkharnische mit dem in Madrid bewahrten, seine Marke tragenden genau zu vergleichen sein. Das Büchlein, im Museum verkäuflich, ist so werthvoll, dass es nicht in die Ecke zu stecken ist, wo die Murray, Baedeker etc. stehen; es kann mit Fug und Recht in eine Bibliothek und in das Fach der Kunstliteratur eingereiht werden. Boeheim. Bibliographie des Kunstgewerbes. (Vorn 15. April bis 15. Mai 1889.) I. Technik u. Allgemeines. Aesthetik. BrpgSCh-Pßsvhß. fkinr- Die nllägyp- Kunstgewerblicher Unterricht tusche Kunst und Ihre culturhlslorische _ i Bedeutung. (Bau- u. Kunsxgem-Zlg. für Bauer. Großherzoglvche Gewerbeschule zu I das Deutsche Reich, 8.) Eisenach. (Zeitsehr. f. gewerbl. Untenn, Delattre, A. L. Les lampes du musäe d: lV, 2.) Salm-Louis de Carthage. (Revue de l'un Berain, Jean. DecorationseMoxive im Stile chrätien, n. s. Vll, z.) Ludwig XIV. Lichtdn-Tnfeln nach den Eisenhe rt, A. Vasen und ihre Verzierung. Orig-Stichen in der Ornamentstichsamml. (Vom Fels zum Meer, 1888[89,3) des k. Kunstgewerbe-Museums zu Berlin. Falke, l. v. Was ist Rococo? ( 0m Fels 42 Taf. Fol. Berlin, Claesenöz Co. M. 36. zum Meer, ISSBIBQ, 8.)