QQU Prof. Karabacek constatirte den arabischen Ursprung des österreichischen Bindenschildes und des französischen Lilienwappens, sowie die spanisch- maurische Abstammung des Wappens der Grafen Hoyos, des Schildes mit der von Löwenrachen gehaltenen Binde. Wenn ich bis jetzt mit kurzen Worten auf die Verschiedenheit der Benützung heraldischer Abzeichen hingewiesen habe, so möge es mir nicht als Unterlassungssünde angerechnet werden, dass ich dabei des Wappens als Rangabzeichen, d. h. als Unterscheidungsmerkmal von Adelsgraden nicht gedachte. Der Grund ist einfach der, dass es in der Blüthezeit der Heraldik, insbesondere vor Entstehung des Briefadels, derlei Merkmale nicht gab. Einer verhältnissmäßig späten Zeit erst war es vorbehalten, Zeichen zu erfinden, durch welche der Adelsgrad des Wappenführenden zum Ausdruck gelangte. Ursprünglich waren die Wappen auch frei gewählt; viele mögen untergegangen sein, ehe sie durch erlangten Ruhm zur Bedeutung gebracht wurden. Und nun zum Wappen selbst. Als praktisch in Anwendung gebrachte Abzeichen mussten dieWappen vor allen Dingen in Bezug auf Farbe und Figur weithin sichtbar und leicht zu erkennen sein. In Bezug auf Farbe waren mit Rücksicht auf diese Forderung die Mischtöne als zu unentschieden und leicht zu ver- wechseln so gut wie unbrauchbar. Die Signallaternen unserer Eisenbahnen zeigen uns, dass auf große Entfernungen nur dreierlei Licht mit Sicher- heit unterschieden werden kann: weißes, grünes und rothes. Blaues würde unter Umständen leicht mit grünem verwechselt werden, gelbes mit weißem und umgekehrt; alle übrigen Farben wären noch weniger tauglich. Die Wappenkünstler konnten für auffallendes Tageslicht und für kürzere Distanzen mit der doppelten Anzahl von Farben rechnen, wobei Schwarz -der Mangel von Farhe- schon inbegriffen war, Gelb und Weiß aber, wo es irgend anging, durch Gold und Silber zur Darstellung kamen. Die heraldische Farbenscala war Roth, Blau, Grün, Schwarz, Gold und Silber; damit musste nun, wenige besondere Fälle abge- rechnet, das Auslangen gefunden werden. Dem Zwecke entsprach es, diese Farben, oder nach der heraldischen Terminologie, diese Tincturen, ungebrochen und ungeschwächt zu verwenden. Als die einfachste Art, den Schild durch die farbige Erscheinung kennbar zu machen, muss ohne Zweifel diejenige bezeichnet werden, die ganze Schildoberfläche mit einer einzigen Tinctur zu versehen, den Schild also ganz roth, ganz blau zu machen, oder ganz zu vergolden oder zu versilbern. Thatsächlich wird hiemit schon ein Wappen zu Stande gebracht, die gleichmäßig tingirte Oberfläche des Schildes gilt schon als Wappen- figur. Ganz roth ist beispielsweise das Wappenschild der Florentiner Rubei, ganz golden das deutsche Wappen der Bossenstein. Der ge- ringen Anzahl von Wappen einer einzigen Tinctur folgt eine unzählbare Schaar von solchen, welche durch verschiedene Zusammensetzungen tin-