468 Betheiligenden sich gegenseitig abzubauen suchten. Die Helmkleinode waren plastische, auf die Helme gesteckte Zierden; Figuren, wie sie ent- weder schon im Schilde vorkamen, oder selbständig hinzutraten, dem Vorgang analog, welcher bei der Bemalung der Helme nachzuweisen ist. Es ist nicht leicht möglich, die Helmzierden zu nennen, ohne zu- gleich einen weiteren Schmuck des Helmes, die Helmdecken, in die Betrachtung einzubeziehen, und wenn die Helmkleinode und Helmdecken in der Fachliteratur manchmal abgesondert behandelt werden, so ist in solchen Fällen höchstens der Umstand als Beweggrund zu betrachten, dass bei den ältesten Beispielen heraldisch verzierter Helme die Helm- kleinode sowie die Helmdecken ab und zu für sich allein vorkamen. Die Helmdecken waren Tücher von heraldischer, auf beiden Seiten ver- schiedener, glatter Tinctur, mit welchen wie mit einer Kappe die Helme bedeckt wurden, ohne jeden weiteren Zweck als den, die decorative vlustigev Wirkung der turniermäßigen Ausstattung noch zu erhöhen. Um das Jahr 1200 noch von unbedeutender Größe, mehr einer Schärpe oder einem breiten Bande vergleichbar, wuchsen sie bald mehr und mehr und erhielten am Rande zackenförmige Ausschnitte, sogen. Zaddeln. Dieses Zaddelwerk wurde in der Folge, complicirter gestaltet, zum förmlichen Blätterornament. Die plastischen, in der schon beschriebenen Stück- arbeit ausgeführten Helmkleinode waren Rtimpfe- oder Halbfiguren von Menschen oder Thieren; Hörner oder Geweihe; hohe und niedere Hüte; Federbüsche; einzelne Flüge] und Flligelpaare u. A. m. Wenn solche und ähnliche Figuren im Schilde vorkamen, so ließen sie sich in passender Durchführung direct zum plastischen Helmkleinod ausgestalten; anders stand es aber mit den Heroldfiguren. Da diese aus Flachmustern bestanden, die freie Anbringung einer Fläche als solche aber nicht denkbar ist, so bedurfte es erst einer physischen Unterlage, um die gegebene Heroldfigur auch zur Herstellung eines Helmkleinods verwenden zu können. I-liezu bediente man sich nun, außer mancher der oben angeführten Kleinode, besonderer Gebilde, welche für die Herold- figuren physische Unterlagen abgeben konnten. Solche Gebilde waren: Die Schirmbretter, die Beutelstände und Fähnlein. Die erstgenannten, die Schirmbretter (Fig. 25), waren wirkliche, rund oder polygon zugeschnittene Brettchen, auf welchen sich manchmal das ganze Wappenbild des Schildes wiederholte. Die selten vorkommenden Beutelstände waren Kissen oder vielmehr kissenartig ausgestopfte Hauben, welche nach unten in die l-Ielmdecken übergingen; auch auf den Beutel- Ständen ließen sich heraldische Bilder leicht anbringen. Die Schirm- brettchen, Beutelstände oder auch die zur Anbringung: von I-leroldstlicken verwendeten Hörner wurden gerne mit Pfauen- und anderen Federn, Linden- oder Herzblättern, ja wohl auch mit kleinen Schellen oder Wind- rädchen v-bestecktu, um das festfreudige, lustige Aussehen zu ver- mehren.