475 Bilderinschriften etc. mit Vorliebe vCaroli Quinti üliusc genannt zu werden pflegte. Doch stellte sich dieser Lesung des Namenszuges die interessante Thatsache entgegen, dass sich im königl. Kunstgewerbe- Museum zu Berlin außer einem dem Wiener StoEe völlig identischen Muster auch noch ein zweites Exemplar des vorliegenden Silberbrocates vorfindet, auf welchem nur das nPhilippusu-Monogramm eingewebt er- scheint, während der Raum, der in unserem und dem einen der Berliner Stoffe das wCarolusu-Monogramm enthält, durch Brochirung der Fäden leer belassen ista). Diese gewiss unschön wirkende Aenderung kann nicht anders denn als Nothbehelf gedeutet werden, dessen man sich be- diente, bis mittelst einer neu anzufertigenden Patrone, beziehungsweise einer entsprechenden Veränderung der ursprünglichen Patrone das un- platzmäßig gewordene wCarolusu-Monogramm durch ein anderes, wohl ein zweites nPhilippusu-Monogramtn, ersetzt wurde. Nachdem nun für Philipp lI. die Bezeichnung xCaroli filiusc ihre Richtigkeit nicht ver- lieren konnte, und demgemäß eine plötzliche Elimination des diese Be- zeichnung darstellenden Monogrammes zu Lebzeiten Philipp lI. niemals nothwendig werden konnte, nachdem ferner gewiss nicht anzunehmen ist, dass die Patrone unseres Stoffes auch noch in der Regierungszeit Philipp llI. - auf den allerdings die Bezeichnung v-Caroli filius- nicht ge- passt hätte - Verwendung gefunden habe, so bleibt für die Auslegung des fraglichen Monograrnmes keine andere Lesung übrig als die nachstehende: R0 ßßä, d. h. nCAROL(us) mpisrunoiqw). P. Fidel Fita in Madrid ist der Ansicht, dass die Entstehung unseres Stoffes, der, wie die nur durch das streng geregelte Ceremoniell des spanischen Hofes erklärliche, plötzliche Tilgung des wCarolusu- Monogrammes zu bestätigen scheint, zu Gewändern von Hofchargen u. dgL. eventuell auch zu Kistenbezügen etc. gedient haben dürfte"), in das Jahr 1555 zu setzen sei, in welchem Jahre Carl V. einen Theil seiner Länder (die Niederlande und die italienischen Besitzungen) an Philipp abtrat, und dass die Tilgung des Namenszuges Carl V. in dem darauf folgenden Jahre erfolgt sei, in dem der Kaiser die spanische und 5) Die Mittheilung dieser Thntssehe sowie der nus derselben sich ergebenden Fol- gerungen verdanke ich der nusnchmenden Güte des Herrn Professors Dr. J. Lessing in Berlin, dem ich hiemit lfür dieselbe meinen ergebensten Dnnk ausspreche. 9) Die erbetene Bestltigung der Richtigkeit dieser Lesung seitens des konigl. SPI- nischen Archive ernldico konnte ich leider nicht erzielen, du der Vorstand dieses Amtes für seine diesbezügliche Mühewaltung die Summe von - 500 Francs furJcrtc! Doch erhielt ich eine gewiss gleich verlässliche Bestatigung SCllrhS eines der grundlichsten Kenner splnischer Geschichte und Kunstgeschichte, des hochw Padre Fidel Fiu in Mndrid. W) Für die Verwendung unseres Brocntes als Tnpetenstofs dürfte das Dessin zu klein gewesen sein, und In eine Verwerthung als KleiderstoE für den König oder eine Dsrne der kgl. Familie ist wohl sngesichts des doppelten Monogrsmms nicht zu denken-