105 Vergleichungsmaterial, welches damals zusammengestellt wurde, kann ich heute aus meinen Reisenotizen seit 1887 einige Ergänzungen beibringen. Im neuen Museum zu Olmütz (in der Residenzstraße) wird eine Hache Bronzeschüssel mit schmalem horizontalen Rändchen bewahrt. Sie schließt sich an die Schüsseln aus Stade, Pöddes und an verwandte Gefäße in den Nationalmuseen zu Budapest und München, sowie an eine Schüssel in der Sammlung des Vereins nPrussiac zu Königsberg ziemlich enge an. Die Schüssel in Olmütz misst, das horizontale Rändchen mit einbezogen, 0'27 Meter im Durchmesser; die Höhe beträgt 0'042 Meter. Die Gravirungen, welche eine überaus rohe Mache aufweisen, theilen den bauchigen Theil der Schüssel in vier Compartimente, deren Schei- dung durch säulenartige Formen von missverstandener Zeichnung bewirkt ist. In jedem Compartiment gewahrt man das Brustbild eines Engels; ein solches ist auch in der Mitte der Schüssel zu finden. Wie mir die Conservatrice des Museums, Fräulein Wankel, freundlichst mittheilt, wurde die Schüssel mit zwei ähnlichen Stücken zugleich in der Nähe des Ol- mützer Bahnhofes bei Gelegenheit einer Erdgrabung gefunden. Von' den beiden anderen Schüsseln sei eine nach Brünn, die andere nach Prag gekommen '). Auf der Olmützer Schüssel, die ich für ein rohes Product (nicht etwa prähistorischer, sondern) mittelalterlicher Kunstfertigkeit ansehen muss, konnte ich keinerlei Schriftzüge entdecken. Zahlreiche Inschriften finden sich dagegen auf einer anderen gravirten Schüssel, die ich hier noch zu besprechen habe, und zwar auf einem bisher fast gar nicht beachteten Stück, das sich im Museum des königl. sächsischen Alter- thumsvereins zu Dresden im Palais des Großen Gartens befindet (Imn-Nr. 2296). Der "Führern durch das genannte Museum bezeichnet das Stück als Fälschung"). Ich erlaube mir hier, die Ehre der Dresdener Schüssel zu retten. Zuerst will ich bemerken, dass die gravirte Bronze- schüssel (Nr. 2296) gewiss nicht zu den Denkmälern vorgeschichtlicher Zeit gehört, unter denen sie im Museum aufgestellt ist. Ein späterer Ursprung ist zweifellos. Für eine Fälschung aber kann ich sie nicht ansehen, indem ich darin eine jener mittelalterlichen Bronzeschüsseln erkenne, wie deren genug von unangefochtener Echtheit in verschiedenen Museen bewahrt werden. Ohne mit einem der bisher bekannt gewordenen Exemplare vollkommen übereinzustimmen, gehört die Dresdener Schüssel ') Im Mßhrischen Gewerbemuseum zu Brunn befindet sich nach gütiger Miltheilung von Herrn Director Regrknth Prokop keine gravine mittelalterlich: Schüssel. Auch m Prag habe ich keine zu Gesicht bekommen. Vielleicht dienen diese Zeilen den gegenwlr- ligen Besitzern der so nach verschollenen Gefäße zur Anregung, mir Notizen über die erwähnten Schüsseln zukommen zu lassen. ") S. III. Von einem in der Nähe nufgestellten Geflße sagt er: IEin seltenes Stuck ist auch die große Schale Nr. 2297; die vorhergehende Nummer aber eine neuere F ülsehungJ a: