hat ihnen heute der gute Geschmack schon den Absngebrief geschrieben,
seitdem sie, wie weiland der Kautschuk, zum Factotum, zum Allerwelts-
diener des Kunstgewerbes geworden. Nichts ist vor der Imitation in
Celluloid sicher, und mit Misstrauen müssen wir besonders jedes Stück-
chen Elfenbein und Schildpatt betrachten. Es ergeht uns dabei wie Einem,
der, in eine fremde Gesellschaft gerathend, weiß, dass eine Anzahl Gauner
sich eingeschlichen hat, und nun im Zweifel ist, ob er nicht in Jedermann
einen solchen Gauner vermuthen, oder aber auch die Gauner für ehrliche
Leute nehmen soll. Ein anständiger Mensch wird eine solche Gesellschaft
bald satt bekommen, und das Gleiche passirt den angeführten Artikeln
gegenüber dem Publicum.
So wichtig all' diese Nachtheile des Fabriksbetriebes aber auch
immer sein mögen, so werden sie meiner Meinung nach doch insgesammt
bei Weitem übertroffen durch den einen großen Nachtheil, welchen dieser
Betrieb in so-cialer Hinsicht, und zwar auf den Arbeiter selber ausübt.
Man hat diesen Zusammenhang bisher zu wenig bedacht, den Zusammen-
hang nämlich, welcher zwischen der geisttödtenden Arbeit der Maschinen-
bedienung und der socialen Unzufriedenheit des modernen Arbeiters ob-
waltet. Können wir uns denn wundern, wenn der solcherart müBige
Geist auf allerlei verfängliche Gedanken kommt, dass er darüber nach-
zugrübeln beginnt, wie diese Welt doch um so Vieles besser sein sollte,
vielleicht sein könnte u. s. E? Wir wissen ja: Ein unbeschäftigter Kopf
sucht sich seine Thätigkeit im Luftschlösserbauen, und dies geschieht
ganz unwillkürlich. Wie anders fühlt und denkt dagegen ein Arbeiter, der
nicht zum bloßen physiologischen Werkzeug degradirt ist, bei dem viel-
mehr auch der Kopf bei der Sache sein muss. Nicht blos, dass ein
solcher für müBige Weltschmerzelei keine Zeit hat, er ist auch wirklich
zufrieden, weil er sich als ganzer Mensch, als Mensch, der nicht allein
Arme und Muskeln, sondern auch circa drei Pfund Gehirn hat, bethätigen
kann. Wenn man daher (mit Recht) als eine der Hauptursachen der so-
cialen Gährung die enorme Entwerthnng der menschlichen Krafteinheit
durch die Maschine bezeichnet hat, so hätte man nicht vergessen sollen,
dass dazu auch noch die geschilderte Entwerthung der geistigen Potenz
das ihrige beiträgt. Und diese darf wahrlich nicht unterschätzt werden,
sofern man dem psychologischen Momente der socialen Frage voll Rech-
nung tragen will.
Inzwischen wäre es die lächerlichste Kathederweisheir, wollte man
aus all" den angeführten, nicht zu verkennenden Nachtheilen des Fabriks-
betriebes etwa deduciren, dass es deshalb höchste Zeit sei, auf dem betre-
tenen Wege umzukehren und die Maschinenarbeit wieder zu ersetzen durch
den alten Handbetrieb. Napoleon I. nannte in der Begeisterung, welche die
Leistungen der ersten Dampfmaschinen in jener Zeit naturgemäß allenthalben
entflammten, die Maschine den "Sclaven der Zukunftu; es war vielleicht
das einzige Mal, dass er, der große Menschenschlächter, den Menschen-