373 Gedanken ausgehend hat Architekt Lothar Abel, der sich bisher insbesondere als Garten- architekt einen Namen gemacht hat, oben genanntes Buch verfasst. Die Tendenz ist daher eine populare; das Buch richtet sich nicht an den Künstler, sondern an den Laien, an denjenigen, der in gewissen Fallen dieses bestimmten Kuostverstandnisses bedarf. Man kann im Allgemeinen sagen, dass das Buch seiner Absicht entspricht, doch will es uns scheinen, als ob der Begriff von Geschmack und Eleganz, indem nur die Renaissance zur Grundlage genommen, zu enge gefasst ist. So ist es gewiss nicht richtig, wenn so un- bedingt ausgesprochen wird: aGemalte Verzierungen passen nicht für die Außenseite eines Wohnhausesu Gerade die Renaissance erhebt Protest dagegen. Was die Anordnung des Inhalts betrilft, so beginnt der Verfasser mit allgemeinen Betrachtungen über den Grundriss, über den ästhetischen Charakter des Wohnhauses, geht dann zu dem Aeußern des Hauses über, zur Facade, dann zu Thüren und Fenstern und bespricht die Theile des Innern in der folgenden Reihe: Stiegen, Vestibule, Plafond, Wände, Fußboden, Kamine, Saal, Salon, Boudoir, Speisezimmer. nDas elegante Wohnhaus in seinen Be- ziehungen auf die Schönheit der Straßen macht den Beschluss. J. v. F. Monumenti storici ed artistici degli Abruzzi. Studi di Vincenzo Bindi, con prefazione di Ferdinando Gregorovius. Napolf, F. Gianuini e figli, 1889. 4". 966 S. Kann sich auch der Süden Italiens mit den mittleren und vollends mit den nord- lichen Provinzen der Halbinsel weder an Fülle der erhaltenen Kunstdenkmäler noch an Bedeutung dieser letzteren für die Kunstgeschichte messen, so hat er doch in beiden Beziehungen bisher eine weit über Gebühr hinausgehende Zurücksetzung erfahren. Na- mentlich was das gebirgige Innere des Landes, die ehemalige Abruzzenprovinz des neapolitanischen Königreichs an Kunstschatzen birgt, war bis auf äußerst wenige Aus- nahmen den einheimischen, und was vielleicht noch mehr sagen will, auch den fremden reisenden Kunstfreunden unbekannt geblieben. Lange Zeit mochte dazu hauptsächlich der üble Ruf beitragen, den der europäische Reisende mit dem geographischen BegriEe der Abruzzen zu verbinden pßegte. Aber auch seitdem nach der Einverleibung des Bour- bonenreiches in das geeinte Italien die Sicherheitsverhältnisse daselbst wieder ganz nor- male geworden waren, fanden die Kunstschstze der Abruzzen trotz der in ihre innersten Thiler geschlagenen Schienenwege nicht die gebührende Aufmerksamkeit. Vereinzelte Monographien über dortige Kunstdenkmäler, insbesondere diejenigen V. Bindi's, ver- mochten auch nicht das Interesse der betheiligten Kreise dahin zu lenken, bis dieser Autor sich endlich entschloss, unter einer nur bei den modernen Italienern anzutreffenden patriotischen Aufwendung von Vermögensopfern eine umfassende und in vielfacher Hin- sicht erschöpfende Kunsttopographie und Kunstgeschichte der Abruzzen zu verfassen, die nunmehr mit ihren fast tausend enggedruckten Quartseiten fertig vorliegt. Mit den sorg- fältigen Beschreibungen ungezahlter Denkmäler und der Masse bisher unedirten Quellen- materials bildet das Werk eine wahrhaftige Fundgrube für den Kunsthistoriker, wozu noch eine ausgewählte Anzahl von selbständig beigegebenen Lichtdrucktafeln zu er- wähnen isn Begreiflicherweise steht die große monumentale Kunst im Vordergrunde der Dar- stellung. Aber wie dem wahrhaften Kunstfreunde auch das in bescheideneren Maßen und Formen auftretende Kunstwerk als solches nicht entgeht, so hat Bindi auch dem Kunst- gewerbe dort, wo es selbständige Beachtung verdient, volle Würdigung zu Theil werden lassen. Der Majolica-Industrie von Castelli ist ein ganzes umfangreiches Capitel gewidmet. Wir lernen daraus einzelne mittelalterliche Vorläufer dieser Industrie kennen und erfahren massenhaftes biographisches Materiale über die dafür thatig gewesenen Hauptkünstler aus dem 17. und 18. Jahrhundert, insbesondere über die verschiedenen de Grue, wogegen Antonius Lollus, dem de Mely eine so bedeutsame Rolle zuweist, bei Bindi nur dem Namen nach (als Lolli Antonio bezeichnet und wohl aus Versehen in's 16. und 17.Jahr- hundert versetzt) Erwähnung findet. Sehr Bemerkenswerthes wird uns nicht minder aus dem Gebiete der Goldschmiedekunst geboten, indem es B. gelungen ist, eine ganze Anzahl von hervorragenden kirchlichen Kunstgegenstanden aus dem 1;. Jahrhundert um einen abruzzesischen Meister Namens Nicolo dt Guardiagrele zu gruppiren; die dies- bezüglichen Studien haben übrigens seit dem Erscheinen der aMoi-iumgnti. nach ging weitere Verbreiterung und Vertiefung erfahren, die der Verfasser in einem eigenen Schriftchen (Per Nicolo di Guardiagrele, orafo del secolo XV. Firenze 1390. 8'. 17 S.) niedergelegt hat. Mit der rückhaltlosen Anerkennung, die wir_ dem so großartig angelegten und glücklich durchgeführten Werke zollen, verträgt es sich gewiss, wenn wir zum Schlusse die Berichtigung eines, übrigens ziemlich belanglosen, Details anfügen. Auf Seite 604 mochte B. aus einer Inschrift, die er nortisius- oder norasius ianuariiu (mit darauf-