Dieser Gegenstand wird in zwei Semestern zu je zu Vorlesungen erledigt, welche an den Dienstagen abgehalten werden und um 8 Uhr Abends beginnen. Ausser den Schülern können auch Personen aus dem Publikum den Vorlesungen beiwohnen und haben dieselben für den ganz- jährigen Curs 15 sh. zu entrichten; für ein Semester (20 Vorträge) ro sh.; für einen einzelnen Vortrag r sh. (Schluss folgt.) Das Darstellungsgebiet der modernen Grabsculptur. Von Karl Mnsner. (Schluss) In der Einleitung, bei der Schilderung der Gräberstraße von Pompeji, habe ich die aus den Anschauungen der Alten über den Tod sich er- gebende Grabessitte besprochen. Die griechische Grabsculptur ist eben- falls Grabessitte, indem auch sie sich zur Aufgabe setzt, die Existenz des Todten über den Tod hinaus fortzusetzen und zu einer bleibenden zu gestalten, den Todten im vollen Genusse des Lebens darzustellen. Und sie führt diese Aufgabe mit jener einfachen Logik durch, die wir in allen ihren Schöpfungen bewundern. S0 können nicht Kopfbilder oder Büsten der griechischen Empfindung genügen, sie verlangt die vnlle menschliche Gestalt für die Reliefs ihrer Grabstelen. Die älteste Zeit bevorzugt noch die ruhig dastehende Einzelfigur: Der Krieger steht in seiner Rüstung mit dem Speere da; der ein Priesterarnt bekleidet hat, trägt das Spende- gefäß seines Cultus und den Weihwedel, der Gymnastik treibende Jüng- ling erhoben seinen Discus. Gesteigertes künstlerisches Können entwickelt rasch das, was gebunden und unbewusst schon in den ersten Anfängen als eine nothwendige Aeußerung des griechischen Kunstideals erschien, und so gibt die Grabsculptur immer mehr und mehr ein verklärtes Bild des Lebens, indem sie die charakteristischen, bedeutungsvollen, nicht blns zufälligen Aeußerungen desselben im Individuum darstellt. Der Krieger zeigt sich uns in einer Großthat seines Lebens, indem er hoch zu Ross mit der Lanze den Todesstoß gegen den am Boden liegenden Gegner richtet, oder er bekämpft diesen stehend, während das Pferd erschreckt in die Höhe bäumt, wie in dem berühmten Relief der Villa Albani. Bei Weitem häufiger sind die friedlichen Bilder des Lebens in Haus und Familie. Knaben spielen mit ihren Lieblingsrhieren, Mädchen halten die Puppen, der Jüngling legt sein Gewand ab und übergibt es dem Sclaven, ganz wie er es in der Palästra zu thun pflegte, oder er sitzt da in das Lesen einer Rolle vertieft. Behaglich auf einen Lehnstuhl nieder- gelassen präsentirt sich die Herrin, der die Dienerin mit dem Fächer die Luft kühlt oder das Schmuckkästchen hinreicht; die junge Frau ist mit Spinnen beschäftigt, die Mutter lässt sich von der Dienerin das Kind reichen, oder sie gibt dem Knaben, der sich an ihre Kn-iee drängt, ein