374 zurückgedrängt worden seien. Chierici rechnet die Ligurer zum iberischen Stamme, dem er auch die Höhlenbewohner und Höhlenbestatter Siciliens, die Siculer, zuzählt. Derselhen sehr wenig bildungsfähigen Familie gehören vielleicht auch die Hütten bewohner des Vibratathales in der Ahruzzenprovinz Teramo und in der Provinz Reggio-Emilia an. Sie legen ihre runden Hütten in höhlenlosen Gebieten halb unter der Erde an, in ganzen Dörfern und häufig gruppenweise (achter- bis rosettenförrnig), so dass auch die Verbindungsstellen halbe Einschnitte sind. Auch hier finden wir kein Metall, dagegen eine so ausgedehnte Feucrsteinbenützung, dass z. B. eine einzige Hütte bei Campeggine in der Provinz Reggio m86 Objecte aus diesem Culturrnineral enthielt. Eine Spezialität der fondi di capanne bilden die rhombischen Feuersteinklingen mit zwei scharfen und zwei retouchirten Kanten. Sie wurden nach Chierici's Vermuthung, wie bei den alten Mexikanern und einigen Inselstämmen der Siidsee, als schnei- dende Flügel seitlich in die Lanzenschäfte eingesetzt und festgekittet oder festgebunden. Wie in den Höhlen Liguriens bediente man sich thönerner Stempel zur Körperbemalung. Die Keramik ist von be- merkenswerther Feinheit und verdient hinsichtlich der Leichtigkeit und Glätte sogar den Preis vor der Topfwaare der jüngeren, bereits indo- germanischen Terramaren. Die Pfahlbauten der Apenninhalbinsel beschränken sich auf Ober- italien, d. h. auf das südliche Voralpengebiet und die angrenzende große Poebene. Sie zerfallen in eine westliche und eine östliche Gruppe. Die erstere umfasst Piemont und die Lombardei, die letztere Venetien und die Emilia. Die westlichen Pfahlbauten sind viel metallärmer und gehören zum Theile der reinen Steinzeit an. Hierin drückt sich die Thatsache aus, dass das erste Metall, die Bronze, den europäischen Völkern von Osten zugebracht wurde. Aber auch in jeder anderen Beziehung ist die östliche Region die entwicklungsreichere. Hier haben drei der historisch wichtigsten Siidvölker Europas ihren Einzug in Italien gehalten. Zwei davon haben sich weiter nach Süden hin ausgedehnt und dort nacheinander im Alterthum die höchste Bedeutung gewonnen. Es sind dies die ltaliker und die Etrusker. Das dritte und jüngste ist in der Osthälfte Oberitaliens sesshaft geblieben, spielt im Alterthum nur eine Nebenrolle und blüht dafür im Mittelalter großartig empor. Dieses Volk sind die ursprünglich illyrischen Veneter. lm Westen sind zu den armseligen Ligurern lediglich die Kelten gestoßen, anfangs vielleicht nur aus der Westschweiz, später sicher aus Gallien. Sie haben, wenigstens um 400 v. Chn, auch die instinctive Tendenz gezeigt, es den Etruskern und ltalikern gleichzuthun, von Oberitalien aus die Halbinsel zu unterwerfen und sich zu einer historischen Größe ersten Ranges aufzuschwingen. Aber die Zeit und andere Umstände waren ihnen nicht so günstig, wie ihren Vorläufern. Sie konnten nur Rom zerstören und seinen Platz vorübergehend im