375 engsten Sinne des Wortes einnehmen, aber keine keltische Herrschaft in Mittelitalien aufrichten. Von der westlichen Poebene haben wir daher nicht viel zu sagen, desto mehr von der östlichen und von Mittelitalien, wo die verhüllten Götter der Zukunft geheimnissvoll getragen wurden. Auch die Genien der Kunst und Industrie befinden sich unter diesen Gottheiten; aber ihre Sprache ist noch Jahrhunderte lang ein kindliches Nachlallen wenig bedeutender Mutterworte. Unter den Alpenseen Oberiraliens ist am pfahlbaureichsten der kleine Lago di Varese zwischen dem Comosee und dem Lago Maggiore. Sieben Dörfer lagen in diesem engen Wasserbecken; aber alle sieben Stationen haben neben zahllosen Topfscherben und Steinartefacten (worunter mehrere tausend Pfeilspitzen aus Feuerstein) nur rSo-zoo Bronzen geliefert. Zur Vergleichung sei angeführt, dass die sieben Pfahlbauten des Lac du Bourget in Savoyen gegen 4000, die Pfahlbauten im Bieler- und Neuenburger-See in der Westschweiz ungefähr 20.000 Bronzen geliefert haben. Diese Menschen erhielten die Bronzewaaren sicherlich als fertige Handelsartikel von auswärts, während die Steinpfeilspitzen an Ort und Stelle gefertigt wurden. Es gab sogar eigene Werkstätten für die Arbeit in Feuerstein: vollendete und unvollendete Stücke sowie Abfälle finden sich nur an gewissen Stellen, während z. B. Topfscherben und andere Küchen- reste überall umherliegen. An anderen Orten, wie in dem Pfahlbau von Lagozza, scheint man wieder vorzüglich die Fabrication thönerner Spinn- wirtel und Webstuhlgewichte betrieben zu haben. Wenden wir uns dagegen zu der der östlichen Pfahlbaugruppe angehörigen Station von Peschiera im Gardasee, so finden wir einen blendenden Reichthum an Werkzeug-, WaEen- und Schmuckformen, alle in goldiger Bronze, schön und zweckmäßig ausgeprägt. Wir treffen da allerlei Typen von Bellen und Meißeln, Sicheln, Messern, Pfriemen, Nadeln, Harpunen, dann Lanzenspitzen, Rasirmesser mit doppelter Klinge, Hals- ringe, Armbänder, Ohrringe, Fibeln, Haarnadeln, Spiralrollen, vielleicht Locltenringe - daneben nur äußerst wenig Steingeräth, d. h. einige Messer und Pfeilspitzen aus Feuerstein. Der Bronzereichthum des Pfahlbaues von Peschiera hat eine doppelte Ursache: erstens die bessere Lage dieser Station und zweitens die längere Dauer derselben. Man unterscheidet unter den Metalltypen dieses Fundortes eine ältere und eine jüngere Gruppe. Die erste umfasst jene Formen, welche man auch in den Terramaren der Emilia wiederfindet; die zweite wird von den Objecten der entwickelten Bronzezeit, des sogenannten bel-äge du bronze, gebildet. Zur ersten Gruppe gehören die Flachbeile und Paalstäbe, die Meißel und Sicheln, die doppelten Rasirrnesser und die olivenblattförmigen Dolchmesser mit flacher Griffzunge. Zur zweiten Gruppe rechnet man die einschneidigen Messer, die Halsringe und allen anderen Ringschmuck einschließlich der Spiralrollen. - Peschiera bildet